Trauer um Werner Müller "Er hat viel für diese Gesellschaft getan"

Mit seiner Hilfe stieg Deutschland aus der Steinkohle und Atomkraft aus: Nach dem Tod Werner Müllers würdigen Weggefährten den früheren Wirtschaftsminister und seine Verdienste um den Bergbau.
Werner Müller im November 2018

Werner Müller im November 2018

Foto: Bernd Thissen/DPA

Er habe "ein echtes Jahrhundertwerk" hinterlassen: Das sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Dienstag über den verstorbenen Ex-Wirtschaftsminister Werner Müller und die von ihm aufgebaute RAG-Stiftung. Sie soll dafür sorgen, dass die langfristigen Kosten der Kohleförderung nicht vom Steuerzahler beglichen werden müssen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Müller einen "Pionier und Gestalter der Zukunft des Ruhrgebiets". Er habe sein Handeln immer daran ausgerichtet, "was unserer Gesellschaft als Ganzes guttut".

Müller war in der Nacht zum Dienstag im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Schon im vergangenen Jahr hatte sich der gebürtige Essener krankheitsbedingt von allen Ämtern zurückgezogen. Müller hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Von einem "großen Wirtschaftslenker" sprach Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), in dessen rot-grüner Regierung der parteilose Müller von 1998 bis 2002 Minister war. Der Verstorbene habe die Spielregeln sowohl der Wirtschaft als auch der Politik aus eigener Anschauung beherrscht. "Dadurch konnte er Menschen überzeugen und aus Kontrahenten Partner machen."

Müllers großes Verdienst sei es, die Zustimmung der deutschen Energieversorger zum Atomausstieg erreicht zu haben, heißt es in der Erklärung Schröders. Der Wirtschaftsminister verhandelte die Eckpunkte des Atomausstiegs mit der Industrie und geriet dabei immer wieder in Konflikt mit dem damaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne). Am Dienstag schrieb Trittin nun auf Twitter: "Mein Freund Werner Müller ist heute gestorben. Er hat viel für diese Gesellschaft getan."

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Nach seiner Ministerzeit war Müller 2003 Vorstandsvorsitzender des Bergbaukonzerns RAG geworden. Aus dieser Position heraus gestaltete er das sozialverträgliche Ende der Steinkohleförderung im Ruhrgebiet und an der Saar maßgeblich mit. Bis zum letzten Fördertag wurde kein Bergmann entlassen.

Müller spaltete Nicht-Kohleunternehmen aus dem bunt zusammengewürfelten RAG-Konzern ab. Die Chemiesparte formte er zum lukrativen Evonik-Konzern, dessen erster Chef er wurde. Aus den Einnahmen und Zinseinkünften sammelt die 2007 gegründete RAG-Stiftung Geld für die dauerhaften Lasten des Bergbaus - etwa für das Abpumpen von Grubenwasser. Viele Milliarden Euro hat die Stiftung schon zurückgelegt.

Ruhrbaron jenseits der Klischees

Bei der Schließung der letzten deutschen Zeche Prosper-Haniel in Bottrop war Müller im Dezember 2018 noch dabei gewesen. Er habe "unschätzbare Verdienste um den deutschen Bergbau und die Bergleute, die ihm persönlich immer besonders am Herzen lagen", sagte RAG-Vorstandschef Peter Schrimpf.

Müller wurde gern als der letzte große Ruhrbaron traditioneller Prägung beschrieben, passte aber bei aller Tatkraft nicht in das Klischee eines Chefs in der Malocherbranche Steinkohle. Sein Klavierstudium an der Musikhochschule in Mannheim habe ihn deutlich mehr als die parallel belegte Volkswirtschaft erfüllt, berichten Wegbegleiter. Auch später spielte Müller privat mit Begeisterung Klavier und hörte bei der Arbeit gern klassische Musik - am liebsten Bach.

dab/dpa/AFP/Reuters
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