OECD-Prognose Deutschland fällt als Wirtschaftsmacht zurück

Arbeiter (in Sachsen): "Großer Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung"
Foto: dapdParis - Forscher sagen den großen Schwellenländern in den kommenden 50 Jahren einen fulminanten wirtschaftlichen Aufstieg voraus - zum Nachteil etablierter Länder wie Deutschland. So wird die Bundesrepublik laut einer langfristigen Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Position als fünftgrößte Wirtschaftsmacht verlieren. Demnach rutscht die deutsche Volkswirtschaft bis zum Jahr 2060 auf Platz zehn ab. Aufsteiger seien neben China und Indien auch Brasilien und Indonesien.
"Innerhalb Europas kommt auf Deutschland, Luxemburg und Österreich der größte Verlust an wirtschaftlicher Bedeutung zu", hieß es. Die Bundesrepublik belegte nach OECD-Berechnungen 2011 hinter den USA, China, Japan und Indien Rang fünf der größten Wirtschaftsmächte. Der Internationale Währungsfonds (IWF) stuft Deutschland derzeit sogar noch auf Platz vier ein.
Bis 2060 müsse die deutsche Volkswirtschaft aber Brasilien, Indonesien, Mexiko, Russland und Frankreich vorbeiziehen lassen, prognostiziert die OECD. Deren Experten sagen der heimischen Wirtschaft in den kommenden 50 Jahren im Schnitt nur ein mageres Wachstum von 1,1 Prozent voraus. Bis dahin würde der Anteil Deutschlands an der globalen Wirtschaftsleistung von 4,8 auf 2,0 Prozent sinken und sich damit mehr als halbieren.
Auch an der Spitze des Rankings ist laut OECD ein Wechsel wahrscheinlich. Demnach könnte China die USA bereits 2016 als größte Wirtschaftsmacht der Welt ablösen. Das bevölkerungsreichste Land der Erde dürfte zusammen mit Indien bis etwa 2025 ein größeres Bruttoinlandsprodukt erwirtschaften als die sieben führenden Wirtschaftsnationen (G7), hieß es. Bis 2060 soll der Anteil China und Indiens am weltweiten Bruttoinlandsprodukt von zusammen 24 Prozent im Jahr 2011 auf dann 46 Prozent steigen.
Wirtschaftliche Kluft zwischen Nationen soll sich verringern
"Schnell wachsende Schwellenländer werden in den kommenden 50 Jahren einen immer größeren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung erbringen", schrieb die OECD. Sie unterstellt in ihrer Projektion ein jährliches Wachstum der Weltwirtschaft um rund drei Prozent. Dabei dürften Schwellenländer aber deutlich stärker zulegen als die etablierten Industriestaaten. Einer der Gründe für die Entwicklung ist laut OECD die Überalterung in den Gesellschaften aktuell wichtiger Industrieländer. Junge Länder wie Brasilien oder Indonesien können so aufholen.
Die Verschiebung in Richtung Niedriglohnländer werde dort dazu beitragen, die Lebensstandards zu verbessern, hieß es. "So dürfte sich etwa das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Ländern bis 2060 vervierfachen." In China und Indien könnte es dann sogar auf das Siebenfache steigen. "In einem halben Jahrhundert wird die Kluft zwischen den Lebensverhältnissen in aufstrebenden und hoch entwickelten Nationen weniger ausgeprägt sein als heute." Allerdings dürften zwischen einzelnen Ländern klare Unterschiede bleiben.
"Die Welt, in der unsere Kinder und Enkel leben werden, wird sich von unserer heutigen Welt fundamental unterscheiden", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria. Um den Boom der Schwellenländer zu flankieren, müsse die Politik weltweit für mehr Bildung und Produktivität sorgen.