Eingetrübte Konjunktur Wirtschaftsweise senken Prognose deutlich

Pharma-Produktion in Darmstadt (Archivbild)
Foto: Arne Dedert/ picture alliance / Arne Dedert/dpaDer Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat seine Wachtumsprognose deutlich gesenkt. Für 2019 erwarten die Wirtschaftsweisen nun noch einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent. Im vergangenen Herbst hatten die Ökonomen in ihrem Gutachten für 2019 noch mit einem Plus von 1,5 Prozent gerechnet, im Frühjahr 2018 waren sie sogar von 1,8 Prozent ausgegangen.
"Das Expansionstempo der deutschen Volkswirtschaft hat merklich nachgelassen", begründeten die Wirtschaftsweisen die Änderungen. Dafür seien vorübergehende Produktionsprobleme in der Automobil- und Chemieindustrie mitverantwortlich. Gleichzeitig habe sich auch die "Grunddynamik der deutschen Wirtschaft verlangsamt".
"Die Hochkonjunktur der deutschen Wirtschaft ist vorerst vorüber", sagte der Vorsitzende des Rates, Christoph Schmidt. "Eine Rezession ist angesichts der robusten Binnenkonjunktur aber aktuell nicht zu erwarten." Zum Wachstum dürften den Experten zufolge insbesondere der private Konsum, die Bauinvestitionen und der Staatssektor beitragen.
Für das Jahr 2020 erwarten die Wissenschaftler wieder ein deutlich kräftigeres Wachstum um 1,7 Prozent. Allerdings warnten sie vor großen Risiken: Neben dem unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen trügen hierzu insbesondere die ungelösten Handelskonflikte zwischen den USA, Europa und China sowie die Gefahr einer stärker als erwarteten Wachstumsabschwächung in China bei. "Eine Spirale aus protektionistischen Maßnahmen" hätte demnach das Potenzial, die deutsche Wirtschaft in eine Rezession abgleiten zu lassen.
Am Mittwoch bringt Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) die Eckpunkte für den Haushaltsentwurf für 2020 und die mittelfristige Finanzplanung ins Kabinett ein. Oberste Priorität ist dabei, erneut eine schwarze Null zu schaffen, also einen Haushalt ohne neue Schulden.
Mit Verweis auf die verschlechterten Konjunkturaussichten hatte Scholz viele Ausgabenwünsche abgelehnt, auch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Deutschland dürfte deshalb auch in den kommenden Jahren die sogenannte Nato-Quote für die Rüstungsausgaben verfehlen. Weil US-Botschafter Richard Grenell dies zum wiederholten Mal kritisierte, forderte FDP-Vize Wolfgang Kubicki seine Ausweisung.
Die deutsche Wirtschaft war im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent gewachsen. 2017 hatte das BIP um 2,2 Prozent zugelegt.