Statistisches Bundesamt Wohnimmobilien verteuern sich rasant

Für Häuser und Wohnungen müssen die Menschen in Deutschland zunehmend mehr bezahlen – auch auf dem Land. Im dritten Quartal kosteten Wohnimmobilien im Jahresvergleich zwölf Prozent mehr.
Blick auf Wohnhäuser nahe Rottweil in Baden-Württemberg: Ein- und Zweifamilienhäuser wurden in dünn besiedelten Kreisen um 15,5 Prozent teurer

Blick auf Wohnhäuser nahe Rottweil in Baden-Württemberg: Ein- und Zweifamilienhäuser wurden in dünn besiedelten Kreisen um 15,5 Prozent teurer

Foto: Silas Stein / IMAGO

Wohneigentum wird für viele Menschen immer unerschwinglicher: Der Preisanstieg bei Immobilien in Deutschland hat sich noch beschleunigt. Im dritten Quartal verteuerten sich Wohnungen und Häuser vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamts zufolge  im Schnitt um zwölf Prozent gemessen am Vorjahresquartal.

Das sei der größte Preisanstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000. Schon im zweiten Quartal hatten die Statistiker ein Plus von 10,8 Prozent errechnet, was damals ebenfalls einen Rekordanstieg darstellte. Niedrige Zinsen, knapper Wohnraum, fehlende Anlagealternativen gerade für Großinvestoren und eine robuste Wirtschaft treiben den Immobilienboom seit Langem an.

Mit der Coronakrise und dem Trend zum Homeoffice sind Immobilien auch auf dem Land zunehmend gefragt. Gegenüber dem zweiten Quartal verteuerten sich Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im Schnitt um 4,2 Prozent, wie es weiter hieß.

Preisanstieg dürfte anhalten

Einen besonders starken Preisanstieg von 14,5 Prozent im Jahresvergleich stellten die Statistiker nicht nur in den sieben größten deutschen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf fest.

Auch in dünn besiedelten ländlichen Kreisen stiegen die Immobilienpreise rasant. Dort verteuerten sich Ein- und Zweifamilienhäuser um 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und Eigentumswohnungen um 11,2 Prozent.

In dichter besiedelten ländlichen Kreisen legten die Preise für Häuser und Wohnungen laut der Angaben ebenso deutlich zu: Ein- und Zweifamilienhäuser kosteten dort im Schnitt zwölf Prozent mehr als im Vorjahresquartal, Eigentumswohnungen 12,3 Prozent.

DIW warnt vor Immobilienblasen in Großstädten

Einem aktuellen Marktbericht der amtlichen Gutachterausschüsse zufolge ist ein Ende der Preisspirale »nicht in Sicht«. Die Coronakrise habe an dem Trend nichts geändert. Entscheidende Faktoren bleiben aus Sicht der Gutachter niedrige Zinsen, zu wenig Bauland und Wohnungen, Kapazitätsengpässe der Bauwirtschaft und steigende Baukosten.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält angesichts der stark gestiegenen Preise regional auch Immobilienblasen für möglich. In Berlin, München, Hamburg und weiteren großen Städten seien größere »Preiskorrekturen« zu erwarten, heißt es im Wochenbericht  der Ökonomen.

Demnach nehmen die spekulativen Übertreibungen auf dem Immobilienmarkt zu. Betroffen seien besonders Eigentumswohnungen und Baugrundstücke in großen Städten. »Die Zeichen mehren sich, dass die Wohnungspreise in einigen Städten und Marktsegmenten nicht mehr allein durch die Entwicklung der Mieten und die niedrigen Zinsen zu erklären sind«, teilte DIW-Experte Konstantin Kholodilin mit. »In den nächsten Jahren kann es dort zu Preiskorrekturen kommen, also zum Platzen von Immobilienpreisblasen.«

Das DIW wertete Daten aus den 114 größten deutschen Städten aus. Die Mieten wuchsen demnach etwa nur halb so stark wie die Kaufpreise. Damit setzte sich der Trend der zehn Vorjahre fort. Das zunehmende Auseinanderklaffen deute auf Spekulationsblasen hin, hieß es. In vielen Fällen zeigten sich explosive Muster in der Preisentwicklung.

Die Gefahr einer flächendeckenden Immobilienblase sei jedoch überschaubar. Insgesamt seien Häuser solide finanziert.

apr/dpa
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