Empörung über Steuerfahnder-Abgang "Da werden Champagnerkorken knallen"

Zwei Spitzenkräfte der Steuerfahndung wechseln die Seite - hat Schwarz-Gelb sie vergrault? Die SPD in NRW spricht von Schikane gegen die Beamten und "No-Tax-Areas für Besserverdiener".
Ehemaliger nordrhein-westfälischer Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD)

Ehemaliger nordrhein-westfälischer Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD)

Foto: Federico Gambarini/ dpa

Die Wuppertaler Steuerfahndung verliert zwei ihrer Spitzenkräfte an die Privatwirtschaft. Nun haben sich mehrere Vertreter der SPD kritisch dazu geäußert. Der SPD-Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Michael Groschek, wirft der schwarz-gelben Landesregierung vor, die Arbeit der Steuerfahnder mit "unnötigen Schikanen" zu behindern.

So würden Ministerpräsident Armin Laschet und sein Finanzminister Lutz Lienenkämper (beide CDU) No-Tax-Areas für Besserverdienende schaffen. Groschek forderte die Landesregierung dazu auf, Steuerflucht mit dem nötigen Ernst anzugehen.

Die Wuppertaler Steuerfahndung ist bundesweit bekannt und hat dem Staat in den vergangenen Jahren Milliarden an Mehreinnahmen beschert. Am Donnerstag war der Abgang der renommierten Spitzenkräfte Sandra Höfer-Grosjean und Volker Radermacher bekannt geworden. Beide wechseln die Seiten und steigen bei der Großkanzlei Deloitte ein.

Der Abgang der Steuerfahnder nährt Spekulationen, die schwarz-gelbe Landesregierung könnte die von Wuppertal ausgehende intensive Verfolgung von Steuerhinterziehern beenden.

Nachdem Behördenchef Peter Beckhoff in Pension gegangen war, war Höfer-Grosjean vom damaligen NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) als komissarische Leiterin installiert worden. Radermacher wurde ihr Stellvertreter. Nach der Landtagswahl im Mai 2017 bekam dann aber Michael Schneiderwind vom Finanzamt Aachen-Stadt den Chefposten.

Der frühere Landesfinanzminister Walter-Borjans vermutet, dass Schwarz-Gelb der eigenen Klientel entgegenkommen will.

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In der Behörde herrscht nach den Kündigungen Entsetzen. "Ohne deren Sachverstand und Kontakte ist das Geschäft mit gekauften Daten am Ende", sagte ein Mitarbeiter über den Abgang der beiden Fahnder.

"So fährt man sehenden Auges eine bestens aufgestellte Steuerfahndung vor die Wand", twitterte SPD-Politiker Walter-Borjans. "Da werden ein paar Champagnerkorken knallen!"

asc/dpa
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