Zahlen des Finanzministeriums Deutsche legen Milliarden in Steueroasen an

Insel Jersey: Ruf als Steuerparadies
Foto: TOBY MELVILLE/ REUTERSStaaten mit besonders niedrigen Steuern auf Einkommen oder Vermögen sind ein beliebter Anlaufpunkt für Deutsche mit hohem Vermögen. Das berichtet die »Süddeutsche Zeitung« unter Berufung auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums.
Demnach lagerten allein auf der britischen Kanalinsel Guernsey im Jahr 2019 etwa 11,9 Milliarden Euro von Bundesbürgern. Fast dieselbe Summe fand sich demnach in Liechtenstein. Auf den karibischen Cayman Islands seien es an die 8,5 Milliarden Euro. Aus Singapur wurden 4,3 Milliarden Euro gemeldet.
Die Schweiz fehle in der Aufstellung, weil sie der Veröffentlichung der Statistik widersprochen habe, schrieb die »SZ«. Für das Jahr 2018 hatte die Schweiz dem Bericht zufolge etwas mehr als 133 Milliarden Euro gemeldet, die deutsche Steuerzahler bei Schweizer Banken geparkt hatten.
222 Milliarden Euro im Ausland geparkt
Immerhin: Die neueren Daten aus der Schweiz können Bundestagsabgeordnete in der Geheimschutzstelle des Bundestages einsehen. Die Zahlen dürfen aber nicht veröffentlicht werden. Steueroasen wie Isle of Man und San Marino haben sogar widersprochen, dass ihre Daten den Abgeordneten zugänglich gemacht werden.
Laut »SZ« zeigen die Zahlen des Finanzministeriums, dass mindestens 222 Milliarden Euro von Deutschen auf Konten außerhalb der EU liegen. Geld auf ausländischen Konten ist nicht zwangsläufig illegal.
Das EU-Mitglied Luxemburg etwa ist auch für legale Geldanlagen beliebt. Das Großherzogtum meldete für 2019 rund 117 Milliarden Euro deutscher Steuerzahler auf Konten.
Auffällig ist laut »SZ«, dass höhere Vermögen eher in Steueroasen zu finden sind. Auf der Kanalinsel Guernsey etwa wurden im Schnitt fast 2,7 Millionen Euro pro Konto gezählt. Im Nachbarland Frankreich waren es nur 33.000 Euro.
Die nun veröffentlichten Zahlen basieren auf einem Kontodatenaustausch zwischen den Ländern. Sie informieren sich gegenseitig über die Kontostände ihrer Steuerzahler. Damit wird es deutlich erschwert, Steuern zu hinterziehen. So umfasse die Aufstellung des Finanzministeriums nur Konten, die den Behörden bekannt oder aufgedeckt worden seien, schreibt die »SZ«.
Auch die USA mauern
Die Daten stammen aus einer Kleinen Anfrage der Linksfraktion aus dem Bundestag. Deren finanzpolitischer Sprecher Fabio De Masi kritisierte die Blockade von Daten einiger Länder. »So verhindern diese Staaten Transparenz und schützen Steuerkriminelle«, sagte De Masi der »SZ«.
Auch die USA machen beim internationalen Steuerdatenaustausch nicht mit. Sie wenden eigene Regeln an. »Die USA sind das schwarze Loch beim steuerlichen Informationsaustausch«, kritisierte De Masi.