Studie zum Einkommen im Alter Millionen künftige Rentner müssen sich massiv einschränken

Der Hälfte der 55- bis 64-jährigen Arbeitnehmer wird im Ruhestand Geld zur Wahrung ihres gewohnten Lebensstandards fehlen. Zu dieser Einschätzung kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), aus der die "Süddeutsche Zeitung" zitiert . Demnach fehlen den Betroffenen im Schnitt 700 Euro pro Monat.
Damit sei es Millionen Menschen in Deutschland nicht möglich, ihren aktuellen Konsum inklusive Wohnen zu finanzieren, heißt es. Überdurchschnittlich oft werde es Frauen generell, Singles, Un- und Angelernte sowie Selbstständige ohne Mitarbeiter treffen.
Selbst wenn im Ruhestand Ausgaben für das Pendeln zur Arbeit wegfallen, müssten Ältere mehr für Krankheit und Pflege ausgeben, heißt es in der DIW-Studie, die von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung finanziert wurde.
Die DIW-Forscher sprechen sich dafür aus, die Höhe der Altersbezüge zu stabilisieren. "Die Akzeptanz für das Alterssystem wird leiden, wenn das Rentenniveau weiter sinkt und ein Mindestlöhner keine höheren Altersbezüge bekommt als jemand, der gar nicht gearbeitet hat", zitiert die "SZ" Markus Grabka, einen der Autoren der Studie.
Private Vorsorge löst das Problem nicht
Das Rentenniveau soll zeigen, ob Renten und Löhne im Gleichklang steigen. Die Prozentzahl setzt die durchschnittliche Rentenhöhe eines langjährig Versicherten ins Verhältnis zum aktuellen verfügbaren Durchschnittseinkommen der Beschäftigten. Ein sinkendes Sicherungsniveau bedeutet, dass die Renten nicht so schnell wachsen wie die Löhne. Es bedeutet aber nicht, dass die Rentenzahlungen sinken. Das Gegenteil kann der Fall sein.
Ohne politische Veränderungen sinkt das Rentenniveau von heute 48 Prozent innerhalb der nächsten 25 Jahre auf 42 Prozent.
Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, das Rentenniveau bis 2025 bei 48 Prozent zu stabilisieren. Der Beitragssatz zur Rentenversicherung soll im selben Zeitraum nicht über 20 Prozent steigen. Inzwischen verlangt die SPD aber vom Koalitionspartner Union, eine Garantie des Rentenniveaus weit über das bisher vereinbarte Jahr 2025 hinaus zu beschließen. Das würde aber Steuererhöhungen und höhere Rentenbeiträge erfordern.
Das Problem: Das Rentensystem in Deutschland ist eigentlich umlagefinanziert - Arbeitnehmer sollen mit ihren Sozialbeiträgen also die jeweils aktuelle Rentnergeneration finanzieren. Doch durch die zunehmende Überalterung der Gesellschaft geht diese Rechnung nicht mehr auf - der Staat muss mit Steuergeldern nachhelfen. Eine kürzlich eingesetzte Rentenkommission soll klären, wie das System künftig finanziert werden soll.
In ihrer aktuellen Studie kritisieren die DIW-Forscher laut "SZ", dass auch die private Altersvorsorge das Rentenproblem nicht löse. Demnach haben immer noch 48 Prozent der 55- bis 64-Jährigen eine Versorgungslücke, wenn man private Versicherungen inklusive Riester- und Rürup-Verträge einbezieht.
Video: Alt, arm, kriminell - wenn die Rente nicht zum Leben reicht
Für viele Geringverdiener oder prekär Beschäftigte ist laut DIW auch ein Problem, dass sie im Ruhestand keine Betriebsrente bekommen werden. Unter denen, die nur eine gesetzliche Rente bekommen, können sogar fast zwei Drittel ihren Lebensstandard nicht weiter bezahlen. Bei Beamten dagegen haben laut DIW nur 13 Prozent eine Versorgungslücke. "Das Niveau der Pensionen ist überdurchschnittlich", hieß es.
Die Forscher raten dazu, Geringverdienern höhere Altersbezüge zu geben. Gutverdiener sollen auf ihr ganzes Gehalt Beiträge zahlen statt wie bisher nur bis zu einer Grenze von knapp 7000 Euro.