Spektakuläre Behördenpanne CDs mit Privatdaten von 25 Millionen Briten verschwunden
London Wie erklärt man das? Dass die Daten aller Kindergeldempfänger des Landes einfach auf CD gebrannt und in die Hauspost gegeben wurden und jetzt weg sind mit allen Namen, Adressen, Bankverbindungen, Geburtsdaten der Kinder, Versicherungsnummern? Vielleicht sind sie nur verloren gegangen. Vielleicht aber sind sie in die Hände von Betrügern gelangt - niemand weiß es.
Der verantwortliche Finanzminister Alistair Darling hatte heute vor dem britischen Unterhaus einen beispiellosen Fall von Schlamperei seiner Behörden zugeben müssen: Zwei CDs mit vertraulichen Informationen über 25 Millionen Menschen sind einfach verschollen. Sie wurden in der Hauspost aufgegeben - und sind seitdem verschwunden.
Der Politiker wand sich: "Die Polizei sagte mir, dass sie keinen Grund habe anzunehmen, diese Daten hätten den Weg in falsche Hände gefunden." Kein Betrüger könne mit Hilfe der passwortgeschützten CDs Konten plündern. Trotzdem wurden die Bürger aufgerufen, in Zukunft genau die Bewegungen auf ihren Konten zu beobachten. Eine Telefon-Hotline wurde eingerichtet. Zudem wurde garantiert, dass niemandem ein finanzieller Schaden entstehe, wenn doch etwas passiert. Der Leiter der Steuerbehörde trat zurück.
Darling geriet im Parlament mächtig unter Druck. "Lassen Sie uns klar werden über das Ausmaß dieses katastrophalen Fehlers", sagte der konservative Spitzenpolitiker George Osborne: "Die Namen, Adressen und die Geburtsdaten aller Kinder dieses Landes sind auf zwei Computer-CDs, die offensichtlich in der Post verloren wurden. Genauso verloren gegangen sind die Bankdaten und Versicherungsnummern von zehn Millionen Eltern, Erziehungsberechtigten und Betreuern."
Das "halbe Land" sei nun in Sorge um die Sicherheit der Familien, "und das halbe Land fragt sich, wie um alles in der Welt konnte die Regierung so etwas passieren lassen?" Damit habe sich das Projekt der Regierung, eine Datenbank mit den persönlichen Daten aller Briten aufzubauen, wohl erledigt, sagte Osborne - weil man dieser Regierung ja "schlicht nicht die persönlichen Daten der Leute anvertrauen könne".
Wie es überhaupt sein könne, dass die Behörde solch sensible Daten noch auf CD abspeichere, diesem "Museumsstück" von Datenträger, fragten Abgeordnete. Darling entschuldigte sich in seinem Statement ausführlich für den "sehr ernsten Fehler" der Behörden. Junge Beamte hätten schlicht Sicherheitsvorkehrungen missachtet, als sie die CDs am 18. Oktober über das interne Postsystem der Behörde verschicken wollten, das vom Kurierdienst TNT betrieben wird. "Der Versand wurde nicht aufgenommen oder registriert", sagte Darling. Nun solle eine Untersuchungskommission den Vorfall überprüfen.
Auch Darling persönlich ist unter Druck. Eine Sprecherin von Premier Gordon Brown fühlte sich schon bemüßigt zu erklären, er genieße das "volle Vertrauen" des Regierungschefs - und fügte hinzu, der Finanzminister habe nicht seinen Rücktritt angeboten.
ase