Corona-Jahr 2020 Stärkster Exporteinbruch seit Finanzkrise

Containerterminal Bremerhaven
Foto: Mohssen Assanimoghaddam / DPADie Coronakrise hat im vergangenen Jahr tiefe Löcher in die deutsche Exportbilanz gerissen. Die Warenausfuhren brachen gegenüber 2019 um 9,3 Prozent auf 1204,7 Milliarden Euro ein, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Es war der stärkste Rückgang seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2009. Damals waren die Exporte um 18,4 Prozent gesunken. Das Importvolumen verringerte sich im vergangenen Jahr um 7,1 Prozent auf 1025,6 Milliarden Euro.
Der Exportrückgang geht vor allem auf den Beginn der Pandemie zurück: Im März hatten Grenzschließungen, gestörte Logistik und unterbrochene Lieferketten das Exportgeschäft deutlich ausgebremst. Zwar legten danach die Ausfuhren acht Monate in Folge zu, doch es reichte nicht, um den Einbruch auszugleichen.
Auch zuletzt im Dezember stiegen die Exporte um 0,1 Prozent zum Vormonat. Zu der positiven Entwicklung trugen vor allem die Geschäfte mit den beiden weltgrößten Volkswirtschaften bei: Die Exporte in die Volksrepublik China wuchsen im Dezember um 11,6 Prozent zum Vorjahresmonat auf 9,3 Milliarden Euro, die in die USA legten um 8,4 Prozent auf 9,2 Milliarden zu und damit erstmals seit zehn Monaten.
Gute Erholungschancen
Doch Wiederbelebung ist in Sicht: Die von vielen Experten vorausgesagte Erholung der Weltwirtschaft vom Rezessionsjahr 2020 dürfte den Exporteuren in die Karten spielen. Für Deutschlands wichtigsten Handelspartner China etwa wird in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 8,5 Prozent erwartet. Auch die US-Ökonomie dürfte kräftig wachsen. Entsprechend rechnete der Außenhandelsverband BGA für dieses Jahr zuletzt mit einem deutlichen Plus. Das Vorkrisenniveau soll demnach spätestens im Sommer 2022 wieder erreicht werden.
Allerdings sei das Vorkrisenniveau beim Außenhandel noch nicht wieder erreicht, sagte Sebastian Dullien, Direktor des IMK-Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung. »Neben den weiter anhaltenden Folgen der Coronakrise spielen dabei vor allem zwei Sonderfaktoren eine Rolle: Der Brexit und Lieferengpässe bei Halbleitern. Beim Handel mit dem Vereinigten Königreich ist für die ersten Monate 2021 noch einmal mit einem spürbaren Rückgang zu rechnen. Die Lieferengpässe bei den Chips behindern derzeit die Autoproduktion und dämpfen so die Exporte.«
Im Januar hatte sich die Stimmung unter den deutschen Exporteuren sogar deutlich aufgehellt. Die Ifo-Exporterwartungen der Industrie stiegen von 1,9 Punkten auf 6,0 Punkte. Das war der beste Wert seit Oktober. Unter anderem eine robuste Industriekonjunktur und der weltweite Impfstart führten zu einem vorsichtigen Optimismus.
Während die Industrieproduktion in der ersten Corona-Welle eingebrochen war, ging die Arbeit in den meisten Betrieben in der zweiten Welle weiter. Die Grenzen blieben für den Handel geöffnet. Der Export ist neben dem Privatkonsum eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur.