Starfinanzier Schwarzman Rendite-Hexer landet 39-Milliarden-Deal

Er gilt als "König der Wall Street" - wegen seiner rauschenden Partys und seiner Riesendeals. Jetzt hat Stephen Schwarzman, Chef des Finanzinvestors Blackstone, sich einen Platz in der Geschichte gesichert: Er hat das teuerste Immobiliengeschäft aller Zeiten besiegelt.

New York - Es wird die tollste Sause, die Manhattans Schickeria seit Jahrzehnten gesehen hat. 1500 Gäste haben zugesagt, darunter Staatsmänner, Wall-Street-Mogule, Künstler. Der Ort - das alte, festungsartig Zeughaus an der Park Avenue - ist größer als ein Flugzeug-Hangar. Zur Dekoration will Star-Florist Philip Baloun Hunderte Blumenskulpturen schaffen. Rod Stewart soll "Happy Birthday" singen.

Für seinen 60. Geburtstag lässt sich Stephen Schwarzman nicht lumpen. Die Party, zu der der Selfmade-Milliardär am kommenden Dienstag geladen hat, wird jetzt schon mit den legendären Bällen von einst verglichen: Truman Capotes "Black and White Ball" 1966; der Hochzeitsempfang des Finanziers Saul Steinberg für seine Tochter 1988 mitten im Metropolitan Museum.

Das beste Geburtstagsgeschenk macht sich Schwarzman selbst. Rechtzeitig zum Ehrentag landete er jetzt den teuersten Deal, den die Branche der Private-Equity-Investoren bisher gesehen hat. Für 39 Milliarden Dollar schnappte sich seine Beteiligungsgesellschaft Blackstone nach einem langem Bieterduell den größten US-Immobilienkonzern Equity Office Property Trust. Der immense Preis lässt Erinnerungen an die dekadenten achtziger Jahre wach werden, als Beteiligungsgesellschaften ihre erste Blütephase erlebten.

Gast im Weißen Haus und in Davos

Mit dem Mega-Coup, den die Equity-Office-Aktionäre am Mittwoch absegneten, hängt Schwarzman die Finanzinvestoren-Legende Henry Kravis ab, dessen Übernahmen des Keks- und Tabakkonzerns RJR Nabisco und der Krankenhauskette HCA Buyout-Geschichte schrieben. Über Nacht ist Schwarzman außerdem zum größten Immobilienmagnat der USA geworden: Equity Office besitzt mehr als 590 Bürogebäude mit fast zehn Millionen Quadratmetern.

Schwarzman gilt als mächtigster Privatfinanzier der USA. Er ist Superlative gewöhnt. So pressescheu der "König der Wall Street" ("New York Times") auch ist, so gerne haut er auf den Putz. "Für ihn gibt es keine Leiter mehr zu erklimmen", schreibt Nelson Aldrich, Chronist und Autor der Reichen-Bibel "Old Money". "Er ist oben." Dabei ist Schwarzman den allermeisten Amerikanern unbekannt.

Doch wer in begüterten Kreisen verkehrt, der kennt ihn gut. Als Gastgeber in seinem 1900-Quadratmeter-Palast auf der Upper East Side. Als Mäzen der Public Library und des New York City Ballets. Als Vorsitzender des John F. Kennedy Centers for the Performing Arts in Washington. Als Mitglied des Councils on Foreign Relations. Als Gast im Weißen Haus und beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Jahre des Klinkenputzens

Dass Stephen Schwarzman einen Sinn für Geschäfte hat, zeigte sich schon früh. Eine Finanzkarriere war ihm fast vorbestimmt: Der Sohn eines Kurzwarenhändlers studierte in Yale (Präsident George W. Bush war sein Kommilitone) und Harvard, wo er in einem VW-Käfer über den Campus tuckerte. Mit 31 wurde er Managing Director bei Lehman Brothers, dem damals führenden Brokerhaus an der Wall Street. Rasch führte er dessen globale Abteilung für Übernahmen und Zukäufe.

1984 wurde Lehman nach einem internen Machtkampf an American Express verkauft. Schwarzman und Lehman-CEO Peter Peterson, der unter Richard Nixon US-Handelsminister gewesen war, stiegen aus und gründeten ihre eigene Beteiligungsgesellschaft: Blackstone.

Gemeinsam sprangen sie auf den Eilzug Private Equity auf. Geld machen mit dem Geld anderer - durch Aufkauf waidwunder oder zumindest verkaufsreifer Firmen und deren anschließende Sanierung. Der Anfang war hart; lange waren sie Klinkenputzer ohne Investoren. Schließlich vertraute ihnen ein Prudential-Manager 100 Millionen Dollar für ihren ersten Fonds an.

Milliardensummen in Deutschland

Schwarzmans Verve und Petersons Verbindungen erwiesen sich als zündende Kombination und bestimmen bis heute die Geschicke der Firma (Schwarzman ist CEO, Peterson ist Senior Chairman). Auch ihr Ethos hob sich angenehm von anderen ab: Keine feindlichen Übernahmen - nur "strikt freundliche Situationen", so lautet ihr Firmenkodex. Und: Statt nur mit Fremdkapital zu jonglieren, wollte Blackstone "immer auch signifikante Beträge des eigenen Geldes investieren".

So wuchs Blackstone zum stillen Riesen. Während andere in der Glut des "irrationalen Überschwangs" der neunziger Jahre verbrannten, steuerte Blackstone, ungestört von lästigen Aktionären, durch den Crash und die Rezession nach 9/11. 2002 landeten Schwarzman und Peterson einen ihrer bis dahin größten Deals, die Übernahme des Industriekonzerns TRW für 4,7 Milliarden Dollar.

Anfangs nur auf Buy-Outs konzentriert, tummelt sich Blackstone heute auf vielen Märkten. So wickelte das Unternehmen die Zerschlagung des Enron-Konzerns und das Konkursverfahren der Fluggesellschaft Delta ab. Seit seinem Bestehen hat Blackstone bisher in mehr als 100 Unternehmen investiert und dafür, inklusive des Equity-Office-Deals, rund 103 Milliarden Dollar an Kapital aufgebracht – darunter auch zweistellige Milliardensummen für Anteile an deutschen Firmen wie der Telekom. (Ron Sommer und Roland Berger sitzen im internationalen Beirat von Blackstone.)

Bushs aktivster Finanzier

Die Schlacht um Equity Office aber geriet zäh. Schon im November legte Schwarzman sein Angebot vor, und Equity Office nahm es an. Doch dann funkte der US-Immobilienkonzern Vornado mit einem höheren Angebot dazwischen. Blackstone musste nachlegen. Nach zähen Verhandlungen gaben die Equity-Aktionäre nun Schwarzman den Zuschlag, unter anderem, weil er Cash bot und die Transaktion binnen weniger Tage abwickeln will.

Schwarzman sieht sich als Wohltäter. Gut die Hälfte seines Investmentkapitals komme aus staatlichen Pensionsfonds, sagte er 2003 in einem seiner seltenen Interviews: "Unsere Profite gehen meist an pensionierte Feuerwehrleute und Lehrer, Krankenschwestern und Regierungsbeamte." Was Schwarzman selbst bei Blackstone einsteckt, lässt sich nur schätzen.

Ebenso sein Privatvermögen: "Forbes" beziffert es auf 3,5 Milliarden Dollar, was ihn auf Platz 73 der 400 reichsten Amerikaner setzt. Fest steht: Er ist nicht knausrig. So spendete er dem Kennedy-Center zehn Millionen Dollar, nachdem er 2004 zu dessen Vorsitzendem ernannt worden war. Und er engagiert sich in Wahlkämpfen, vornehmlich für die Republikaner. So war er einer der ersten, aktivsten Finanziers von George W. Bush.

"Wir lieben Steve"

Das Dolce Vita genießt er in vollen Zügen. Sein Penthouse in der Park Avenue 740 - oft als reichstes Apartmenthaus der Welt bezeichnet - kaufte er im Jahr 2000 dem bankrotten Rivalen Saul Steinberg (der mit der Hochzeitsfeier im Museum) für 31 Millionen Dollar ab. Die 24-Zimmer-"Wohnung" hat eine Sauna, ein Sportstudio, einen Billardsaal und ein Kino. Für eine Weihnachtsfeier ließ Schwarzman die Räumlichkeiten in einen zweiten Strand von St. Tropez verwandeln. Im vergangenen Jahr war das Motto "James Bond", inklusive lasziver Bond-Girls.

Bei der Party in der kommenden Woche wird es freilich etwas gesetzter zugehen. Unter den Gästen: Außenministerin Condoleezza Rice, Finanzminister Hank Paulson, Senator Ted Kennedy, der New Yorker Kardinal Edward Egan und Kosmetik-Milliardär Leonard Lauder. "Wir lieben Steve", sagte Letzterer der "New York Times". "Er ist für uns alle der Vorzeigejunge."

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