Erstmals seit zwölf Jahren Preise für Häuser und Wohnungen Ende 2022 gefallen

Hohe Preise und steigende Zinsen: Viele können sich kein Eigenheim mehr leisten. Doch Ende 2022 sind die Preise für Häuser und Wohnungen gefallen – erstmals seit zwölf Jahren. Doch es gibt deutliche Unterschiede.
Einfamilienhaus in Niedersachsen

Einfamilienhaus in Niedersachsen

Foto: Torsten Krüger / imagebroker / IMAGO

Wohnimmobilien in Deutschland haben sich Ende des vergangenen Jahres so stark verbilligt wie seit 2007 nicht mehr. Die Preise für Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser fielen im vierten Quartal durchschnittlich um 3,6 Prozent zum Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.  Gegenüber dem Vorquartal war der Rückgang mit minus fünf Prozent noch deutlicher. Das ist der erste Rückgang seit Ende 2010, als es ein Minus von 0,5 Prozent gegeben hatte.

Stärker als zum Jahresende 2022 haben sich die Kaufpreise für Wohnimmobilien zuletzt im ersten Quartal 2007 verringert mit minus 3,8 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2006, schrieben die Statistikerinnen und Statistiker in Wiesbaden. »Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein.«

Mit dem rasanten Anstieg der Zinsen ist der lange Boom am deutschen Immobilienmarkt zum Erliegen gekommen, da Kredite dadurch teurer geworden sind. Insgesamt stiegen im Jahr 2022 die Preise für Wohnimmobilien allerdings weiter, da es in den ersten drei Quartalen noch Zuwächse gab: Im Jahresdurchschnitt zogen sie um 5,3 Prozent an. 2021 hatte es mit plus 11,5 Prozent noch den stärksten Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000 gegeben.

Sowohl in den Städten als auch in ländlichen Regionen waren im Schlussquartal 2022 laut Statistik größtenteils Preisrückgänge zu verzeichnen. Dabei sanken die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser stärker als die für Eigentumswohnungen. In den sieben Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf gingen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser um 2,9 Prozent zurück, für Wohnungen musste 1,6 Prozent weniger gezahlt werden.

Weniger Bauaufträge im Januar

Der negative Trend im Bauhauptgewerbe hat sich indes zu Beginn des laufenden Jahres fortgesetzt. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe fiel im Januar inflationsbereinigt um 5,8 Prozent schwächer aus als im Vormonat, teilten die Statistikerinnen und Statistiker mit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es sogar einen Auftragsschwund von 21 Prozent. »Einen größeren Rückgang zum Jahresbeginn hatte es zuletzt im Januar 2009 gegeben«, heißt es. Damals hatte das Minus 21,8 Prozent betragen.

Hohe Baupreise und gestiegene Zinsen belasten seit Monaten die Nachfrage. Im Gesamtjahr 2022 gingen im Bauhauptgewerbe in Deutschland bereinigt um Preissteigerungen 9,6 Prozent weniger Aufträge ein als im Jahr zuvor. Das Bauhauptgewerbe umfasst die Errichtung von Gebäuden sowie von Straßen, Bahnstrecken und Leitungen.

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Von ihrem selbst gesteckten Ziel ist die Bundesregierung weit entfernt: 400.000 neue Wohnungen sollten es pro Jahr sein, gebaut wurden im vergangenen Jahr geschätzt nur rund 250.000, und auch in diesem Jahr dürften es nicht mehr werden. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hofft nun auf die Jahre ab 2024. »Vor dem Ukrainekrieg konnten wir in einem Jahr 300.000 Wohnungen bauen, für mehr reichten die Kapazitäten nicht«, sagte sie im Gespräch mit dem SPIEGEL. »Um das Wohnungsproblem zu lösen, müssen wir die Kapazität ausweiten, und das wird nicht einfach.« Mehr dazu lesen Sie hier .

ani/dpa
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