Stille Entgiftung
Ebenso diskret wie direkt hat die westdeutsche Kunststoffindustrie auf die Warnungen von Verbraucherschützern reagiert. Voriges Jahr hatten Verbraucher-Organisationen die Öffentlichkeit gegen Lebensmittelverpackungen aus PVC mobil gemacht. Vinylchlorid-Rückstände (VC), zum Beispiel in Margarine-Behältern und Yoghurt-Bechern, könnten Krebs erzeugen. Die Hersteller wiegelten ab: Die Restmengen seien zu gering, um Schaden zu stiften. Dennoch drückten sie den Anteil des verdächtigen VC eilends herunter, »im Hinblick auf zu erwartende Aktivitäten des Bundesgesundheitsamtes«, wie es in einem geheimen Protokoll des
Kunststoffindustrieverbandes hieß. Mitte dieses Jahres lagen die VC-Werte bei einer Messung des Stuttgarter Gesundheitsamtes in rund 90 Prozent der Stichproben unter 1 ppm (ein Milligramm pro Kilo) gegenüber rund 60 Prozent im Vorjahr. Die
Kunststoff-Produzenten entsprechen damit einer EG-Richtlinie, die erst in Kürze in Kraft gesetzt werden soll.