Verbindungen gestrichen Ver.di-Streik an Flughäfen läuft an – fast 300.000 Passagiere betroffen

Münchner Flughafen (im Sommer 2022)
Foto: MICHAELA REHLE / REUTERSDie Ankündigung kam Anfang der Woche, nun hat die Gewerkschaft Ver.di sie in die Tat umgesetzt. An mehreren deutschen Flughäfen ist ein ganztägiger Warnstreik angelaufen. Der Arbeitskampf habe begonnen, sagte ein Gewerkschaftssprecher in Hannover am Donnerstagabend. Der Airportverband ADV rechnet bis Freitagabend mit dem Ausfall von rund 2340 Flügen und rund 295.000 betroffenen Passagieren.
An den meisten der betroffenen Airports kommt der reguläre Flugbetrieb faktisch zum Stillstand, nur einzelne Flüge oder Sonderverbindungen finden statt. Ver.di hat in drei laufenden Tarifkonflikten gleichzeitig die Beschäftigten zum Ausstand gerufen, um den Druck zu erhöhen.
Die Lufthansa stellt den Flugbetrieb an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München am Freitag komplett ein und streicht insgesamt über 1300 Flüge. Airlines und Flughäfen sprechen von einer beispiellosen Eskalation. »Hiermit überspannt Ver.di den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus«, sagte der Präsident der Luftfahrtlobby BDL, Jost Lammers. »In unzumutbarer Weise soll ein ganzes Land vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten werden«, monierte auch der Flughafenverband ADV. Die Passagiere würden zum »Spielball der Ver.di-Streiktaktik«.
Ver.di hat Beschäftigte im öffentlichen Dienst, das Bodenpersonal und die Belegschaft bei der Luftsicherheit zum Streik aufgerufen. »Die Beschäftigten machen gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden konnten«, erklärte die stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Christine Behle.
Regierungsmaschinen sollen nicht betroffen sein
Sie plädiert nicht nur für höhere Löhne, sondern auch für bessere Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschafterin betonte, in der Urlaubssaison 2022 habe der Personalmangel an Flughäfen zu langen Warteschlangen, massiven Verspätungen und Tausenden Flugstreichungen geführt. »Aus unserer Sicht braucht es jetzt Maßnahmen, damit auch mehr Beschäftigte an den Flughafen kommen, damit der Sommer '23 nicht auch so chaotisch wird«, sagte Behle.
Airlines müssen nun Flüge streichen, Passagiere auf andere Tage oder die Bahn umbuchen. Einige Verbindungen konnten auf nicht betroffene Airports umgeleitet werden. So wickelt etwa der Flughafen Düsseldorf rund 20 Starts und Landungen für den größten deutschen Airport in Frankfurt ab.
Der Streik überschneidet sich mit der Münchner Sicherheitskonferenz, zu der ranghohe Politiker und Diplomaten aus der ganzen Welt am Freitag anreisen. Erwartet werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Vizepräsidentin Kamala Harris viele Regierungschefs, Verteidigungs- und Außenministerinnen. Flüge im Zuge der Sicherheitskonferenz, etwa Regierungsmaschinen, sollen am Münchner Flughafen nicht vom Streik betroffen sein.