Streik im Güterverkehr Wirtschaft wappnet sich mit Notfallplänen
Hamburg - Die Hamburger Hafenbehörde Port Authority hat einen Krisenstab eingerichtet, die Reederei Hapag-Lloyd kündigte an, Schiffe notfalls umzuleiten oder auf See warten zu lassen. Die Autoindustrie ist bei der Anlieferung von Teilen und beim Abtransport der Autos auf die Bahn angewiesen. Einige Unternehmen wie ThyssenKrupp Steel haben mit der Bahn Sondervereinbarungen getroffen. Verkehrsströme auf die Straße zu verlagern, ist nach Ansicht des Bundesverbands Spedition und Logistik (BSL) kaum möglich. Die Lastwagen seien ausgelastet.
Bei einem längeren Ausstand drohen nach übereinstimmender Einschätzung von Experten aber große Schäden für Produktion und Export. Bahn-Personalvorstand Margret Suckale kritisierte das Verhalten der GDL scharf. "Die GDL legt Deutschland lahm, das ist eine ernsthafte Bedrohung", sagte Suckale am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Sie warnte vor Auswirkungen auf Arbeitsplätze in der Wirtschaft. Viele Bahnkunden hätten aufgrund des Streiks bereits Kurzarbeit angemeldet.
Befürchtungen, der Streik werde drastische Folgen haben, wies der GDL-Vorsitzende Manfred Schell zurück: "Es wird weder einer verhungern, noch wird einer erfrieren in Deutschland." Das Recht, auch im Personenfernverkehr und im Güterverkehr zu streiken, hatte sich die GDL am vorigen Freitag vor dem Sächsischen Landesarbeitsgericht in Chemnitz erkämpft. Im Güterverkehr der Deutschen Bahn sind laut GDL 5500 Lokführer beschäftigt, von denen 80 Prozent in der Gewerkschaft organisiert sind.
GDL fordert neues Angebot
Schell, hatte gestern angekündigt, von heute Mittag an den Güterverkehr der Deutschen Bahn 42 Stunden lang zu bestreiken. Mit den Streiks will die GDL der Forderung nach einem eigenständigen Tarifvertrag und bis zu 31 Prozent mehr Geld durchsetzen. Hauptstreitpunkt in dem seit Monaten andauernden Tarifkonflikt ist ein eigenständiger Tarifvertrag für die Lokführer. Allerdings soll sich dieser "konflikt- und widerspruchsfrei" in das Gesamttarifsystem der Bahn eingliedern. Bahn und GDL werden sich dabei nicht einig, wie dieser Widerspruch aufgelöst werden kann.
Die Bahn hatte die GDL zwar unmittelbar nach der Streikankündigung zur Wiederaufnahme von Verhandlungen eingeladen. Die GDL wies dies aber ebenso prompt zurück. Weitere Streiks können nur noch verhindert werden, wenn die Bahn schriftlich ein verhandlungsfähiges Angebot über Arbeitszeit und Gehalt vorlege, betonte der GDL-Vorstand.
Schell drohte der Bahn bereits mit einer weiteren Eskalation des Tarifkonflikts: Der Regional- und S-Bahnverkehr soll zwar in dieser Woche zunächst von weiteren Arbeitsniederlegungen verschont bleiben. Sollte sich der Bahnvorstand nicht auf die GDL zubewegen, sehe sich die GDL "zu weiteren Arbeitskämpfen gezwungen", sagte Schell. Als Zeitraum nannte er die Woche vom 12. bis 16. November. "Dann werden wir uns nicht auf einen Bereich beschränken, sondern im Nah-, Fern- und Güterverkehr streiken." Zudem könnten die Streiks dann auch unbefristet sein.
mik/dpa/AP/ddp