Aktuelle Studie Fachkräftemangel bedroht wichtige Reformpläne der Regierung

Energiewende, Abschied vom Verbrennerauto, Wohnungsbau: Die Bundesregierung hat sich hohe Ziele gesetzt. Sie zu erreichen könnte schwierig werden – allein schon wegen der fehlenden Arbeitskräfte.
Raffinerie bei Köln: »Die Ampelregierung sollte ihre Ziele neu bewerten.«

Raffinerie bei Köln: »Die Ampelregierung sollte ihre Ziele neu bewerten.«

Foto: C. Hardt / Future Image / IMAGO

Zentrale Vorhaben der Bundesregierung sind einer Studie zufolge durch den erheblichen Fachkräftemangel in vielen Bereichen gefährdet. »Wir sehen in allen Bereichen deutliche Risiken, dass die Zielerreichung durch personelle Engpässe gefährdet ist«, schreiben die Forscher vom Prognos-Institut in einer aktuellen Studie, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt. Demnach ist es fraglich, ob sich die Energiewende, die Mobilitätswende, der Wohnungsbau und die Verbesserung der Kinderbetreuung wie geplant realisieren lassen.

»Die Ampelregierung sollte ihre Ziele neu bewerten. Es ist zwar richtig, sich ambitionierte Ziele zu setzen. Aber sie müssen auch umsetzbar sein«, sagte der Leiter der Studie, Oliver Ehrentraut, den Funke-Zeitungen.

Besonders ernüchternd fiel die Analyse den Angaben zufolge für den Wohnungsbau aus. Die Bundesregierung will pro Jahr 400.000 Wohnungen bauen lassen, verfehlt das Ziel aber schon jetzt deutlich – nicht zuletzt wegen des bereits bestehenden Fachkräftemangels.

Im Bauhauptgewerbe arbeiten zurzeit rund 930.000 Menschen. Die Forscher gehen davon aus, dass das Arbeitskräfteangebot bis zum Ende des Jahrzehnts weiter schrumpfen werde. »Das Ziel, eine deutliche Steigerung des Wohnungsbaus zu erreichen, ist demnach kaum erreichbar.«

Ähnlich kritisch sieht es laut den Fachleuten bei den erneuerbaren Energien aus, die die Ampelkoalition in den kommenden Jahren massiv ausbauen will. Personal fehle aber auch in der Kinderbetreuung, bei der Bahn oder im Automobilbau.

Die von der Politik propagierte Strategie, Teilzeitbeschäftigte zu längeren Arbeitszeiten zu bewegen und die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen, halten die Forscher für mäßig Erfolg versprechend. In den betrachteten Industrie- und Bauberufen arbeiteten heute relativ wenige Frauen und Teilzeit-Jobber. Zudem könnten Berufswahl und Arbeitszeitentscheidungen nicht verordnet werden, sie seien unter anderem das Ergebnis langjährig geprägter Rollenbilder.

mik/AFP
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