Studie zu Vermögensaufbau Niedrigzinsen treffen vor allem ärmere Haushalte

Für ärmere Haushalte schwierig zu erreichen: eine eigene Immobilie (Symbolbild)
Foto: Hauke-Christian Dittrich / dpaWer keine Immobilie besitzt und nur mit niedrigem Risiko Geld anlegt, kann durch die seit Jahren niedrigen Zinsen im Euroraum nur schwer Vermögen aufbauen. Zu diesem Schluss kommt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie. Betroffen seien vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen und geringem Vermögen.
»Während viele Haushalte im Vergleich zur Vorkrisenzeit nun günstigere Finanzierungskosten und höhere Immobilienpreissteigerungen verzeichnen können, sind diese Effekte für Haushalte, die keine Immobilie besitzen oder die aktuell in den Immobilienmarkt einsteigen, trotz günstiger Finanzierungsbedingungen weniger vorteilhaft«, schreibt das Autorenteam. »Auch werden der Vermögensaufbau und die Altersvorsorge für diejenigen Haushalte, die aufgrund ihrer niedrigen Einkommen und niedrigen Vermögen auf risikoarme Anlageformen angewiesen sind, erschwert.« Denn Sparkonten und viele Lebensversicherungen werfen kaum noch Rendite ab.
Da auch in Zukunft nur mit leicht höheren Zinsen zu rechnen sei, sei es wichtig, den Vermögensaufbau dieser Haushalte zu unterstützen, mahnen die Autoren: Eine Anpassung der Arbeitnehmersparzulage und des Sparer-Pauschbetrags sei überfällig. Zudem müsse eine »Aktienkultur« gefördert werden, um etwa die Altersvorsorge abzusichern.
Insgesamt habe die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank die Vermögensverteilung in Deutschland allerdings nicht entscheidend verändert, schreiben die Studienautoren. In allen Vermögensklassen gebe es Gewinner und Verlierer, stellte das IW in seiner von der Stiftung Familienunternehmen beauftragten Analyse fest. Nicht nur die wirtschaftliche Lage (ärmer oder reicher), sondern auch Wohnverhältnisse (Eigentum oder Miete), Wohnort (Stadt oder Land) sowie Alter entscheiden demnach darüber, ob Menschen von dem Dauerzinstief und steigenden Immobilienpreisen eher profitiert haben oder nicht.
»Von der expansiven Geldpolitik haben vor allem die Haushalte profitiert, die in der Vorkrisenzeit eine Immobilie erworben und finanziert haben und die bei sinkenden Zinsen ihre Kreditkosten senken konnten und gleichzeitig von steigenden Immobilienpreisen profitiert haben«, heißt es in der Studie. Demnach stiegen die Immobilienpreise in Großstädten besonders stark an.
Finanzkrise, Euro-Schuldenkrise, Coronakrise – seit 2008 stemmt sich die EZB mit billigem Geld gegen die diversen Krisen. Der Leitzins im Euroraum liegt seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent, zudem bringt die Notenbank über gewaltige Kaufprogramme für Staats- und Unternehmensanleihen Milliarden in das Währungssystem.