"Sueddeutsche.de" Gedankenspiele um Newsdesk aus Prag
Berlin - Das Gerücht sprach sich in Prag schnell herum. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte einige Journalisten angesprochen, ob sie sich die Mitarbeit in einer Nachrichtenredaktion für "sueddeutsche.de" grundsätzlich vorstellen könnten. Insgesamt, so die Informationen, sollten zehn Stellen in Prag geschaffen werden. Das tschechische Fernsehen witterte eine große Geschichte und recherchierte. Die zuständige Redakteurin fragte auch bei SPIEGEL ONLINE nach, ob ein Outsourcing in ähnlicher Weise geplant sei.
Die Aufregung erwies sich schnell als Sturm im Wasserglas. "Es hat solche Überlegungen gegeben", bestätigt Verlagssprecher Sebastian Berger "doch sie wurden gleich wieder ad acta gelegt." Die Idee sei aufgekommen, weil man eine kostengünstige Lösung habe finden wollen, um aktuelle Agenturnachrichten zu verarbeiten.
Über den Grund dafür, warum der Plan nicht weiter verfolgt wurde, wollte Berger sich nur ungern äußern. "Im Prinzip gibt es nur zwei Gründe, warum man eine Idee fallen lässt: Die Kosten oder die Möglichkeiten der Realisierung."
Die Outsourcing-Idee ist nicht neu. Bereits 2004 hatte die Nachrichtenagentur Dow Jones den Versuch unternommen, einen Teil ihres deutschen Dienstes in Budapest zu erstellen. Von einen Übersetzerbüro ließ man Börsenberichte des englischsprachigen Dow-Jones-Dienstes ins Deutsche übertragen. Die Meldungen wurden dann zu Dow Jones Deutschland in Frankfurt am Main weitergeleitet und von dort an die Kunden der Nachrichtenagentur verschickt.
Ausschlaggebend war damals der Zwang zur Kostensenkung. In Konkurrenz zu Budapest waren sogar noch billigere Standorte wie Serbien und Rumänien im Gespräch. Doch hier fand sich von vorneherein nicht genügend qualifiziertes Personal. Allerdings bekam die Agentur auch die Qualitätsprobleme der Budapester Niederlassung nicht in den Griff. Nach gut einem Jahr stellte Dow Jones das Experiment wieder ein.
Möglich, dass sich die Manager des Süddeutschen Verlages dies eine Warnung sein ließen.