Tarifkonflikt Ver.di will wieder mit der Telekom verhandeln
Hamburg/Bonn - "Nachdem erkennbar ist, dass sich die Telekom nach wochenlangem Streik auf Ver.di zubewegt, sind wir bereit, uns an den Verhandlungstisch zu setzen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Lothar Schröder heute nach einer Tagung der Tarifkommission in Bonn. Dem Treffen waren umfangreiche informelle Gespräche zwischen den Tarifparteien vorangegangen.
Die Gespräche sollen schon am Mittwoch beginnen. Ziel der Gewerkschaft sei es, für die Beschäftigen einen Schutz vor den Folgen der Auslagerung zu erreichen, sagte Ver.di-Bundesvorstand Schröder weiter. Leider halte die Telekom ebenso «störrisch wie uneinsichtig» an der Ausgliederung der Beschäftigten in neue T-Service-Gesellschaften fest. Ein Sprecher der Telekom begrüßte die Entscheidung der Gewerkschaft. Der Konzern habe immer gesagt, dass das Angebot alternativlos sei. Allerdings könnte über einzelne Komponenten verhandelt werden.
Die Telekom hatte in der vergangenen Woche ein neues Angebot, eine Erfolgsbeteiligung und zusätzliche Investitionen in Weiterbildungsmaßnahmen angekündigt. Ver.di teilte mit, in den Gesprächen mit der Telekom sei die "Ernsthaftigkeit und Substanz dieser Aussagen" bestätigt worden. Außerdem hatte der neue Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger angekündigt, dass auch bei der geplanten Senkung der Grundgehälter das letzte Wort noch nicht gesprochen sei.
Die Telekom-Mitarbeiter streiken seit rund fünf Wochen gegen die Sparpläne des Konzerns. Diese sehen vor, 50.000 Mitarbeiter der Festnetzsparte T-Com zum 1. Juli in drei konzerneigene Service-Gesellschaften auszugliedern. Gleichzeitig sollten bei steigender Arbeitszeit die Löhne sinken. Als Gegenleistung für Lohnkürzungen und längere Arbeitszeiten hatte die Telekom vergangene Woche erstmals Erfolgsbeteiligungen und Qualifizierungsmaßnahmen vorgeschlagen.
Ver.di kündigt "Streik-Reduzierung" an
Durch die Streiks war es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Beeinträchtigungen für Telekom-Kunden. So waren Callcenter teils schwieriger zu erreichen, viele Kunden mussten länger auf einen Techniker für die Einrichtung von Anschlüssen oder die Behebung von Störungen warten. Zuletzt hatten Kunden laut Telekom wegen der Unwetterschäden in Deutschland bis zu zwei Wochen auf einen Techniker warten müssen, um ihre Telefonleitungen reparieren zu lassen.
Schröder kündigte die Bereitschaft von Ver.di an, "für die Dauer der Verhandlungen die Arbeitskampfmaßnahmen stufenweise deutlich zu reduzieren", falls die Telekom bereit sei, das angekündigte Informationsschreiben zum Betriebsübergang zurückzustellen. Eine Deeskalation des Konfliktes setze jedoch einen erfolgreichen Verhandlungsverlauf voraus, betonte der Gewerkschafter.
Telekom-Chef René Obermann verteidigte die geplanten Einschnitte heute erneut. Diese seien unvermeidlich, um den Konzern wettbewerbsfähig zu machen. Bis zum Ende der Dekade sollten 4,2 bis 4,7 Milliarden Euro eingespart werden, bekräftigte der Vorstandsvorsitzende auf einer Branchentagung in Düsseldorf. Durch den Personalumbau will die Telekom ihre Kosten um bis zu 900 Millionen Euro senken. Der Bonner Konzern hatte gedroht, T-Service auch ohne Zustimmung von Ver.di zum 1. Juli zu gründen.
sam/AP/Reuters/dpa/dpa-AFX