Tatort Geldautomat Betrüger spähten gut 200.000 Geheimnummern aus

Gefälschtes Tastenfeld: Täter hochorganisiert
Foto: Fredrik von Erichsen/ dpaBerlin - Die Methoden der sogenannten Skimmer werden immer perfekter. Meist kommen sie aus dem Ausland, halten sich nur für ein paar Tage in Deutschland auf. Sie montieren Kameras und Tastatur-Attrappen an Geldautomaten, um an die Geheimnummern von Kunden zu kommen. Dann setzen sie sich wieder ins Ausland ab und räumen die Konten leer.
Trotz technischer Verbesserungen haben Skimmer im vergangenen Jahr mehr Automaten angegriffen denn je - und verursachten Millionenschäden.
Laut Bundeskriminalamt (BKA) manipulierten die Täter im vergangenen Jahr knapp 3200-mal Geldautomaten - eine Zunahme um 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rund 190.000 Bankkunden seien von den Betrugsfällen betroffen gewesen, 300.000 Karten seien vorsorglich gesperrt worden, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke.
Und die Automaten-Betrüger erbeuten immer mehr Geld. Insgesamt entstand durch den Einsatz gefälschter Bankkarten laut BKA-Schätzung ein Schaden von rund 60 Millionen Euro - 20 Millionen Euro mehr als noch 2009.
Auch Tanksäulen und Fahrkartenautomaten betroffen
Die Täter erweitern zudem ihr Betätigungsfeld. Erstmals wurden 2010 auch an Tankautomaten und Fahrkartenautomaten der Bahn Daten abgegriffen, sagte Ziercke. Ein lohnenswertes Geschäft: Mit Daten aus einer einzigen Tanksäule in Nordrhein-Westfalen hätten sie 600.000 Euro Beute gemacht.
Die Täter kämen seien hochorganisiert, sagte Ziercke. Häufig würden sie mit Minikameras, die direkt über der Pin-Tastatur oder etwa in Rauchmelderattrappen angebracht werden, arbeiten. Alternativ bringen die Betrüger auch eigene Tastaturen über dem Originaltastenfeld der Automaten an, über die sie die Pin-Nummer auslesen. Die Kartendaten wiederum werden durch aufgesetzte Lesegeräte an den Kartenschlitzen der Geldautomaten ausspioniert.
Vor allem an Bahnhöfen und in Fußgängerzonen sollten Bankkunden aufpassen und nach Mini-Kameras oder kleinen Löchern suchen. In jedem Fall sei es sinnvoll, bei der Pin-Eingabe mit der anderen Hand die Tastatur abzudecken, empfahl Hans-Werner Niklasch, Geschäftsführer der Euro-Kartensysteme.
Immerhin: Ein Lichtblick bleibt. Die Zahl der Attacken sei im zweiten Halbjahr 2010 zurückgegangen, weil eine große Bank mehrere hundert veraltete Automaten ausgetauscht habe, betonte Ziercke. Auch in den ersten Monaten des Jahres 2011 sei die Zahl rückläufig - dank der Umstellung der EC-Karten von Magnetstreifen auf Chips. Die Chip-Karten seien schwieriger auszulesen.