Teure Energie Billiganbieter führen Strompreistreiber vor

Der Strompreis fällt und fällt - allerdings nur im Großhandel. Kaum ein Versorger gibt die Ersparnis an die Kunden weiter, für viele Verbraucher wird Energie sogar noch teurer. Dabei zeigen einige wenige Anbieter, dass es auch anders geht.

Hamburg - Wenn Strom teurer wird, liefern die Versorger stets die gleiche Begründung: Im Großhandel sei der Preis gestiegen, diese Entwicklung müsse man leider an die Kunden weitergeben.

Teurer Strom: Acht Versorger senken ihre Preise

Teurer Strom: Acht Versorger senken ihre Preise

Foto: DDP

Seit ein paar Monaten sieht die Lage anders aus: An der Leipziger Energiebörse EEX wird Strom immer billiger. Trotzdem haben die Verbraucher nichts davon - kaum ein Unternehmen gibt die Preissenkungen weiter. Im Gegenteil: Mehr als 50 Versorger wollen ihre Tarife sogar anheben. Das ergibt eine Übersicht des Verbraucherportals Toptarif , die SPIEGEL ONLINE vorliegt.

Besonders pikant: Auch diesmal muss die EEX als Argument herhalten. "Angesichts sinkender Einkaufspreise an der Strombörse begründen die Energieversorger ihre Erhöhungen vordergründig mit langfristigen Bezugsverträgen", so die Erklärung von Toptarif. "So erklärt unter anderem das zweitgrößte deutsche Energieunternehmen RWE, welches seine Strompreise zum April um rund sieben Prozent erhöht, dass seine Regionalversorger den Strom für 2009 zu einem Zeitpunkt gekauft hätten, als die Bezugspreise noch wesentlich höher lagen."

Insgesamt planen 53 Versorger Preiserhöhungen zum 1. April beziehungsweise zum 1. Mai. Durchschnittlich wird Strom bei diesen Unternehmen 7,5 Prozent teurer. Die Stadtwerke Neustadt an der Orla erhöhen ihre Preise sogar um mehr als 23 Prozent. Für einen Durchschnittsverbraucher bedeutet dies Mehrkosten von 216 Euro im Jahr ( siehe Tabelle).

Dass dies nicht so sein muss, beweisen acht Versorger, die ihre Preise senken. Sie schaffen es, ihren Kunden Tarife anzubieten, die bis zu 10,3 Prozent günstiger sind als bisher. Ein Durchschnittshaushalt kann so bis zu 95 Euro sparen im Vergleich zum alten Angebot. Die Unternehmen, die ihre Preise reduzieren, sind die Stadtwerke Schleswig, Wedel, Neubrandenburg, Uelzen, Krefeld, Bremen, Bremerhaven und Heidelberg.

Allerdings sind diese Versorger nicht unbedingt die günstigsten. Oft waren sie bisher sogar recht teuer wie die Stadtwerke Wedel, Preissenkungen sind von diesem Niveau aus leichter möglich. Trotzdem ist es bemerkenswert, wie unterschiedlich sich die Strompreise der einzelnen Anbieter entwickeln - schließlich sind alle Unternehmen bei der Gestaltung ihrer Tarife abhängig von der Energiebörse EEX.

"Für die Differenzen in der Tarifgestaltung können hauptsächlich drei Faktoren verantwortlich gemacht werden", sagt Thorsten Bohg von Toptarif. "Die Beschaffungskosten, das allgemeine Preisgefüge und der zunehmende Wettbewerb am Strommarkt."

Für die meisten Verbraucher lässt dies nichts Gutes vermuten. "Da das Gros der Energiekonzerne für 2009 mit langfristigen Bezugsverträgen aus dem letzten Jahr argumentiert, können die meisten Endkunden erst 2010 mit der Möglichkeit spürbar sinkender Strompreise rechnen", sagt Bohg.

Anbieterwechsel - so funktioniert's

wal

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