Teure Flugzeuge Airbus erhöht Preise für sämtliche Modelle
Hamburg - Die Preisspanne für den Riesenairbus A380 sei um 4,7 Prozent auf jetzt 295,6 bis 316 Millionen Dollar angehoben worden, berichtet die "Financial Times Deutschland". Beim Verkaufsstart im Jahr 2000 lag der Listenpreis noch bei 220 Millionen Dollar. Auch die Preise für die anderen Airbus-Modelle wurden erhöht. Der Schritt sei vor wenigen Wochen erfolgt und stehe in keinem Zusammenhang mit der jüngsten Programmverschiebung beim A380, sagte ein Airbus-Sprecher der Zeitung. Dies sei vielmehr die jährlich übliche Anpassung, die vor allem die allgemeine Preisentwicklung berücksichtige.
Tatsächlich sind die Listenpreise nur eine Richtschnur für die Verhandlungen mit den Fluggesellschaften. Die Airlines erhalten Rabatte von 30 bis 40 Prozent, sagte Bert van Leeven, Leiter Luftverkehrsanalysen der auf Flugzeugfinanzierungen spezialisierten DVB Bank in Frankfurt.
Der Airbus-Konkurrent Boeing hatte am 10. Mai ebenfalls für alle Modelle die Preise erhöht. Das billigste Airbus-Modell, der in Hamburg gebaute A318, kostet jetzt zwischen 50,2 und 55,4 Millionen Dollar. Das billigste Boeing-Modell, eine 737-600, kostet 47 bis 55 Millionen Dollar. Die Preisspanne für das meistverkaufte Airbus-Modell A320 stieg um knapp vier Prozent auf 63,9 bis 69,9 Millionen Dollar.
Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge wird Airbus im Juli auf der traditionellen Luftfahrtschau im britischen Farnborough außerdem eine völlig neue Version seines kleinen Langstreckenjets A350 vorstellen. Airbus reagiert mit seiner Neukonzeption auf die herbe Kritik wichtiger Kunden am bisherigen Konzept des A350. Das beruht auf einem älteren Modell und sei somit keine vollständige Neuentwicklung wie das Konkurrenzmodell von Boeing, der Dreamliner, schreibt die Zeitung.
Politiker fordern Rücktritt
Unterdessen gerät der französische EADS -Co-Chef, Noël Forgeard, immer stärker unter Druck. Der französische Abgeordnete Henri Emmanuelli forderte heute offen seinen Rücktritt. "Die Deutschen sind schockiert, die Franzosen sind schockiert", sagte die Sozialistin. "Ein Chef, der seine Aktien verkauft, gibt dem Markt ein Signal: 'Ich habe den Höchstpunkt erreicht und es kann nur runtergehen.' Das ist unannehmbar."
Forgeard steht in der Kritik, seit EADS überraschend Lieferverzögerungen beim A380 bekannt geben musste. Die EADS-Aktie war daraufhin auf eine rasante Talfahrt gegangen. Zuvor hatte der Konzernchef am Verkauf von EADS-Aktien Millionen verdient. Die französische und deutsche Börsenaufsicht ermitteln wegen des Verdachts auf Insiderhandel.
Der UMP-Abgeordnete Nicola Dupont-Aignan forderte Forgeard heute auf, die verkauften EADS-Aktien zurückzukaufen, um sein "Vertrauen in die Zukunft von EADS zu beweisen". Er verlangte eine parlamentarische Untersuchung zur Lage der EADS. Das Unternehmen sei "ein integraler Teil des französischen Erbes".
Der französische Staat hält 15 Prozent an EADS und ist damit nach DaimlerChrysler (22,5 Prozent) zweitgrößter Aktionär des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns. Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat des Konzerns haben eine deutsch-französische Doppelspitze.
"Partner, keine Feinde"
Der französische Wirtschaftsminister Thierry Breton empfing heute den deutschen EADS-Co-Präsidenten Manfred Bischoff zu einem Gespräch. "Man wird sehen, ob die Unternehmensführung gut funktioniert", sagte Breton zuvor im Rundfunk. Nach Informationen aus mit der Situation vertrauten Kreisen will die französische Regierung schon nächste Woche EADS ihre Vorschläge für das weitere Vorgehen nach dem A380-Debakel unterbreiten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. "So weit die Ideen der Regierung betroffen sind, geht es um einen ziemlich straffen Zeitplan", hieß es am Abend in den Kreisen.
Es sei aber unklar, von welchem Ausmaß die Vorschläge sein würden. Zuvor hatte Reuters von einer anderen Person erfahren, dass die Regierungsvorschläge offiziell bei der nächsten Board-Sitzung Mitte Juli vorgelegt werden sollen. Demnach ist aber auch ein früheres Treffen nicht ausgeschlossen.
Gestern hatte Breton bereits mit Forgeard und am Dienstag mit dem französischen EADS-Co-Präsidenten Arnaud Lagardère gesprochen. Erklärungen gab es dazu jeweils keine. Deutsche und Franzosen seien Partner, keine Feinde, sagte Breton heute. Wenn man Möglichkeiten sehe, das gemeinsame Projekt zu verbessern, werde man "das gemeinsam vorschlagen".
ase/dpa/reuters