Artgerechtere Tierhaltung Landwirte verlangen vier Milliarden Euro pro Jahr für Stallumbau

Die Ampelkoalition möchte den Umbau von Ställen für mehr Tierwohl vorantreiben. Nun präsentiert der Bauernpräsident die Rechnung: Die Landwirte seien bereit – aber sie bräuchten verlässlich viel Geld dafür.
Ferkel in einer Scheune in Berlin: Der Umbau der Ställe wird jährliche Milliardenkosten verursachen

Ferkel in einer Scheune in Berlin: Der Umbau der Ställe wird jährliche Milliardenkosten verursachen

Foto: Inga Kjer / Photothek via Getty Images

Bauernpräsident Joachim Rukwied hat Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) aufgerufen, schnell die Finanzierung neuer Tierwohlställe zu klären. »Der Umbau kostet etwa vier Milliarden Euro im Jahr. Das Geld brauchen wir«, sagte Rukwied der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Mit dem Umbau der Tierhaltung könnten sich Halter neu erfinden.

»Die Bauern sind bereit dafür«, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Das Projekt könne aber nur gelingen, wenn schnell entschieden werde, wie die neuen Ställe bezahlt werden sollen und der Finanztopf geschaffen werde. Auch Expertenkommissionen der Bundesregierung haben einen Milliardenbedarf für Investitionen in bessere Ställe ermittelt.

Verbindliche Tierhaltungskennzeichnung ab 2022

Rukwied verwies auf die Krise gerade in der Schweine- und Rinderhaltung, wo die Preise gesunken sind. »Ich mache mir Sorgen um den Fortbestand der Tierhaltung in Deutschland«, sagte er. »Die Betriebe geben reihenweise auf.« Die Zahl der in Deutschland gehaltenen Tiere sei so niedrig wie lange nicht.

Die Ampelkoalition hat sich vorgenommen, ab 2022 eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung einzuführen, die auch Transport und Schlachtung umfasst. Außerdem sollen Bauern dabei unterstützt werden, die Tierhaltung artgerecht umzubauen. Der Grünenpolitiker Özdemir forderte zuletzt am Freitag mehr Wertschätzung für Lebensmittel ein. Er will dafür auch einem harten Preiskampf zulasten der Bauern ein Ende machen.

An den Weihnachtsfeiertagen veröffentlichte Äußerungen des Grünen-Landwirtschaftsministers, wonach es »keine Ramschpreise für Lebensmittel« mehr geben dürfe, hatten Kritik hervorgerufen. Sozialverbände wiesen darauf hin, dass die Preise in den vergangenen Monaten ohnehin stark gestiegen seien und es für einkommensschwache Menschen bereits jetzt schwierig sei, sich angemessen und gesund zu ernähren.

fdi/dpa
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