Trickbetrug Citroën bleibt auf Tausenden Autos sitzen
Wien - Bei einer Überprüfung stellten Mitarbeiter des Innenministeriums schnell fest, dass die mit Citroën abgeschlossenen Lieferverträge offenbar gefälscht waren. Als wichtigstes Indiz dafür gilt die Tatsache, dass österreichische Ministerien Fahrzeugbestellungen nie selbst durchführen - diese laufen grundsätzlich über das Bundesbeschaffungsamt.
Das österreichische Bundeskriminalamt nahm daraufhin die Ermittlungen auf. Innerhalb von knapp drei Tagen ermittelten die Beamten zwei Verdächtige. Bei Hausdurchsuchungen sei belastendes Material beschlagnahmt worden, berichten die "Salzburger Nachrichten" mit Verweis auf Ermittlerkreise. Zwei Personen säßen inzwischen in Untersuchungshaft. Sie seien des schweren Betrugs verdächtig.
Mit den gefälschten Verträgen, laut denen das Innenministerium, die Caritas und andere Institutionen mindestens 3500 Autos kaufen wollten, versuchten die beiden - es soll sich um Vertreter der Auto-Branche handeln - offenbar ein Zubrot zu verdienen. Ein Großteil der bestellten Citroëns befindet sich bereits in Österreich. Entlang der Donau stehen auf einem Hafengelände offenbar bereits hunderte von Fahrzeugen.
Teure Rückholaktion
Entsprechend groß dürfte der Schaden für Citroën sein. Nach vorsichtigen Schätzungen könnte der Betrug die Franzosen mehr als 50 Millionen Euro kosten. Allein die für das Innenressort bestimmte Charge soll ein gewaltiges Ausmaß gehabt haben: Das Ministerium hätte einen Großteil seines Fuhrparks auswechseln müssen, wenn das Geschäft einen realen Hintergrund gehabt hätte.
Die Polizei ermittle über Auftrag der Staatsanwaltschaft und des Landesgerichts Wien nun die Hintergründe des Falles, bestätigte ein Sprecher. Zu den Verdächtigen machten weder er noch das Landesgericht Wien nähere Angaben. Vollkommen im Dunkeln tappten die Ermittler am Donnerstag, was das Motiv der mutmaßlichen Betrüger anbelangt: Denn eigentlich musste ihnen von Anfang an klar gewesen sein, dass der Coup spätestens dann aufflöge, wenn die Fahrzeuge geliefert würden. Unklar ist ferner, wie die beiden Verdächtigen zu ihrem Geld kommen wollten.
"Wir haben die Geschichte unserem Anwalt übergeben", bestätigte Caritas-Generalsekretär Stefan Wallner-Ewald den Fall. Eine solche Bestellung habe es nie gegeben. Für die Caritas sei kein Schaden entstanden, sagte er. Nähere Auskünfte wollte er aus Rücksichtnahme auf das geschädigte Unternehmen nicht geben. Citroën wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern.