Türkei
Erdoğan entlässt auch Vizechef der Zentralbank
Den Notenbankchef hatte der türkische Präsident Erdoğan bereits vor die Tür gesetzt. Nun trifft es auch dessen Stellvertreter. Eine Begründung für den Rausschmiss gibt es bislang nicht.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan: Geldpolitik nach Gutsherrenart
Foto: ADEM ALTAN / AFP
Der Nächste bitte: Zehn Tage nach der Entlassung des Notenbankchefs hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auch dessen Stellvertreter vor die Tür gesetzt. Eine Begründung, warum Vize-Notenbankchef Murat Çetinkaya seinen Stuhl räumen musste, wurde nicht gegeben. Sein Nachfolger steht bereits fest. Laut dem offiziellen Amtsblatt wurde der Banker Mustafa Duman auf den Posten berufen.
Die türkische Lira war um rund 13 Prozent eingebrochen, nachdem Erdogan am 20. März Notenbankchef Naci Agbal entlassen hatte – zwei Tage nach einer kräftigen Zinsanhebung. Ersetzt wurde Ağbal durch Şahap Kavcıoğlu, einen Ex-Banker, Ex-Abgeordneten der Regierungspartei und erklärten Gegner einer straffen Geldpolitik.
Mit Ağbals Rauswurf wurde seit Mitte 2019 bereits zum dritten Mal der Notenbank-Gouverneur seines Postens enthoben. Ağbal hatte zuvor im Kampf gegen eine prozentual zweistellige Inflationsrate die Leitzinsen von 17 auf 19 Prozent angehoben. Höhere Zinsen stärken die Landeswährung, was Importe verbilligt und damit den Preisauftrieb dämpft.
Die Entlassung Ağbals hatte erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst und Befürchtungen genährt, die Türkei könnte zu einer unorthodoxen Wirtschaftspolitik und zu schnellen Zinssenkungen zurückkehren. Die Inflationsrate lag im Februar bei 15,6 Prozent. Çetinkaya, ein ehemaliger Chef der Börse in Istanbul, war seit Mitte 2019 bei der Zentralbank beschäftigt.