Trotz Ukrainekrieg Türkei verdoppelt Import von russischem Öl

Trotz des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat die Türkei ihre Ölimporte aus Russland gesteigert. Daten zufolge hat sich die Menge im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Partner Erdoğan und Putin: Öl als Schmiermittel der Beziehungen?

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Foto: POOL / REUTERS

Während westliche Länder versuchen, sich von russischer Energie unabhängig zu machen, geht die Türkei einen anderen Weg. Das Land hat den Import von russischem Öl in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Die Einfuhren summierten sich bislang auf durchschnittlich mehr als 200.000 Barrel pro Tag nach 98.000 im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, wie aus Daten des Finanzdienstleisters Refinitiv hervorgeht.

Die wichtigsten türkischen Raffinerien haben demnach deutlich mehr russisches Öl der Sorten Urals und Siberian Light verarbeitet. Zugleich nahmen die Käufe von Nordsee-, irakischen und westafrikanischen Ölsorten ab.

Russisches Öl ist derzeit wegen der Sanktionen deutlich billiger zu haben als etwa jenes aus der Nordsee oder dem Irak. »Die Entscheidung der türkischen Raffinerien lag auf der Hand, da sie keine Beschränkungen für den Kauf von russischem Öl haben«, sagte ein Händler. Die Gewinnmargen seien gut.

Weder das türkische Energieministerium noch die Raffinerien wollten sich auf Anfrage zu den Daten äußern.

Auch chinesische und indische Unternehmen profitieren von kräftigen Preisnachlässen Russlands und importieren deutlich höhere Mengen, nachdem sich westliche Ölkonzerne und Handelshäuser aufgrund der Sanktionen vom russischen Markt zurückgezogen hatten.

Die Türkei hat Russland trotz des Kriegs gegen die Ukraine bislang nicht sanktioniert und begründet dies damit, auf russische Energielieferungen angewiesen zu sein. Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdoğan haben Anfang August sogar eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit vereinbart.

Die Türkei hat zudem im Konflikt um die Getreideblockade im Schwarzen Meer eine Mittlerrolle eingenommen. Die Route für Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen war wegen des russischen Angriffskriegs zuletzt monatelang versperrt gewesen. Die Kriegsgegner Ukraine und Russland hatten am 22. Juli unter Uno-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Im Zuge der Einigung unterzeichneten die Uno und Russland auch eine separate Absichtserklärung. Diese sieht nach Uno-Angaben vor, den Export von russischen Lebensmitteln und Düngemitteln zu fördern.

mmq/Reuters
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