Musk beklagt Umsatzeinbruch Neuer Twitter-Chef wirft Gegnern Zerstörung der Redefreiheit vor

Geänderte Kommunikationsregeln, Massenkündigungen: Das Klima bei Twitter schreckt wichtige Werbekunden ab. Besitzer Elon Musk gibt »Aktivistengruppen« die Schuld.
Schwarzer Vogel – rote Zahlen?

Schwarzer Vogel – rote Zahlen?

Foto: JUSTIN LANE / EPA

Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk beklagt sich über einen »massiven Umsatzeinbruch«, nachdem große Unternehmen ihre Werbung beim Online-Dienst ausgesetzt haben. Am Freitag schloss sich der Volkswagen-Konzern anderen Werbekunden an, die Anzeigen auf Twitter auf Eis legen wollen.

Der Tesla- und SpaceX-Chef schloss in der vergangenen Woche den Kauf des sozialen Netzwerks für rund 44 Milliarden Dollar ab.

Werbung macht fast das gesamte Geschäft von Twitter aus. Ein dauerhafter Rückzug großer Werbekunden wäre ein Problem für Musk. Der Dienst schrieb zuletzt rote Zahlen. Auch hatte Musk für die Übernahme Kredite von rund 13 Milliarden Dollar aufgenommen – und deren Bedienung erfordert Medienberichten zufolge mehr Geld, als das Twitter-Geschäft an freien Mitteln dafür abwirft.

Womöglich noch bedrohlicher für Twitters Anzeigengeschäft, das rund 90 Prozent des Umsatzes ausmacht: Auch die großen internationalen Werbekonzerne gehen auf Abstand. So soll der Branchenriese IPG, der milliardenschwere Anzeigenetats für Unternehmen wie Coca-Cola, American Express, Levi Strauss und Spotify verwaltet, Kunden bereits wenige Tage nach Musks Übernahme geraten haben, Werbung auf Twitter zu stoppen .

Offener Brief an Werbekunden

Für den nicht näher bezifferten Umsatzrückgang machte Musk »Aktivistengruppen« verantwortlich, die Druck auf Werbekunden ausübten. Dabei habe sich beim Umgang mit kontroversen Inhalten auf der Plattform nichts verändert, und man habe alles unternommen, um diese Aktivisten zufriedenzustellen, schrieb Musk auf Twitter. »Sie versuchen, die Redefreiheit in Amerika zu zerstören«, behauptete er, ohne die Gruppen näher zu benennen.

Musk weckte die Sorgen selbst mit andauernder Kritik, Twitter schränke die Redefreiheit zu stark ein. In einem offenen Brief an die Werbekunden versprach er in der vergangenen Woche zwar, dass nicht jeder ohne Konsequenzen alles bei Twitter aussprechen dürfen werde. Dann verbreitete er am Wochenende selbst einen Link zu einer unbegründeten Verschwörungstheorie über den Angriff auf Paul Pelosi.

Jobs fallen weg

Darüber hinaus hat am Freitag auch der angekündigte Stellenabbau begonnen. Entlassene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten E-Mails mit der Nachricht, dass es ihr letzter Arbeitstag bei dem Unternehmen sei, wie der Finanzdienst Bloomberg meldete. Bei Twitter mehrten sich Tweets bisheriger Beschäftigter, die von ihrer Kündigung berichteten.

Das Ausmaß des Stellenabbaus blieb zunächst unklar. Laut Medienberichten aus den vergangenen Tagen könnte mit rund 3700 Jobs etwa jeder zweite Arbeitsplatz bei Twitter betroffen sein. Offizielle Angaben dazu gab es nicht – und muss es auch nicht mehr geben, seit Musk am Donnerstag vergangener Woche die Übernahme abschloss.

Uno hat »einige Fragen gestellt«

Nicht nur Werbekunden, auch internationale Organisationen prüfen ihr künftiges Engagements auf der Plattform.

»Wenn sich die Dinge festigen, müssen wir natürlich unsere Teilnahme bewerten, ob und wie sich die Änderungen, einschließlich der Gebühren für die Überprüfung und die Frage der Inhaltsmoderation, auf unsere Kommunikation auf Twitter auswirken können«, sagte etwa Stéphane Dujarric, Sprecher der Vereinten Nationen. Man sei mit Twitter in Kontakt und habe »einige Fragen gestellt«. Auf Grundlage der noch ausstehenden Antworten werde die Uno dann ihre Schlüsse ziehen.

sak/dpa
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