Ulla-Schmidt-Plan Experten nennen Pflegeheim-Test "reine Volksverdummung"
Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) nennt das Projekt einen Versuch "reiner Volksverdummung". Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bewertet die Initiative als nutzlos: "Nach den Tests werden wir genauso schlau sein wie vorher", sagte er im SPIEGEL-Gespräch.
In erster Linie störe viele Fachleute, dass selbst schlechte Heime wohl passabel abschneiden werden. Die Tester könnten zwar Schulnoten von Eins bis Fünf verteilen, doch ein Mangelhaft oder ein Ausreichend dürfte nach Meinung der Experten vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung Rheinland-Pfalz nur selten herauskommen.
Zentrale Mängel könnten durch gute Leistungen in weniger wichtigen Bereichen kompensiert werden: Null Punkte für unbehandelte Druckgeschwüre könnte man etwa mit zehn Punkten für Erste-Hilfe-Kurse oder eine exzellente Pflegedokumentation ausgleichen.
"Der Skandal ist", sagt Ursula Weibler-Villalobos, leitende Ärztin des Medizinischen Dienstes Rheinland-Pfalz, "dass damit die wahren Zustände in einem Heim nicht aufgedeckt, sondern geschickt verschleiert werden."
Insider sehen nach SPIEGEL-Informationen das Hauptproblem in der Mitwirkung der Pflegeheimlobby an dem Bewertungssystem. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat für diesen Test acht Jahre lang mit den Pflegekassen, den Lobbyverbänden der Pflegeheime und dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung diskutiert, man habe Pionierarbeit geleistet, entgegnet Herbert Mauel vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste der Kritik, "und das Beste aus der Situation gemacht".
Die Prüfungen beginnen im Juni.