Appell an Bürger Bundespräsident ruft zu Kontaktbeschränkungen auf

Die neue Corona-Variante ist hierzulande angekommen, die Infektionszahlen steigen weiter, die Wissenschaft schlägt Alarm: Um die vierte Welle zu brechen ruft Frank-Walter Steinmeier zur Reduktion von Kontakten auf.
Steinmeier bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Steinmeier bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

Foto: Bernd von Jutrczenka / AFP

Angesichts rasant steigender Corona-Infektionszahlen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bürger zu freiwilligen Kontaktbeschränkungen aufgerufen, um dadurch einen erneuten Lockdown zu verhindern. »Wichtig ist, dass wir jetzt alle gemeinsam handeln«, schrieb er in einem Gastbeitrag für die »Bild am Sonntag«. »Halten wir uns an die Regeln, reduzieren wir noch einmal unsere Kontakte.«

Dies sei nötig, so das Staatsoberhaupt, um einen Shutdown zu verhindern, »damit Schulen und Kitas nicht wieder schließen, damit wir das öffentliche Leben nicht wieder vollständig herunterfahren müssen«.

Eindringlich forderte Steinmeier die Menschen außerdem auf, sich impfen zu lassen: »Wir könnten doch so viel weiter sein! Das ist eine bittere, aber notwendige Erkenntnis.« Man habe das Mittel gegen einen schweren, gar tödlichen Verlauf der Krankheit in der Hand. Noch immer aber hätten es zu wenige in Anspruch genommen. »Deshalb bitte ich Sie heute noch einmal: Lassen Sie sich impfen, und erneuern Sie Ihren Impfschutz rechtzeitig!«

Karliczek fordert Umsetzung der Leopoldina-Empfehlungen

Die amtierende Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) rief indes die neue Bundesregierung auf, die Empfehlungen der wissenschaftlichen Akademie Leopoldina wie Kontaktbeschränkungen auch für Corona-Geimpfte sofort umzusetzen. »Die Politik sollte dem Rat der Wissenschaft ohne Zögern folgen. Wir dürfen keine weitere Zeit mehr verlieren«.

Am Samstag hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina vorgeschlagen, rasch mehrwöchige Kontaktsperren auch für Geimpfte zu verhängen, um die starke vierte Corona-Welle zu brechen. Außerdem müssten bis Jahresende 30 Millionen Menschen in Deutschland eine Booster-Impfung erhalten. Eine Impfpflicht, zumindest für Bedienstete im Gesundheitswesen, sei notwendig.

Die Appelle kommen nur wenige Stunden, nachdem erstmals die im südlichen Afrika entdeckte Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland nachgewiesen wurde: In München wurde die als besorgniserregend eingestufte Variante nach Angaben des Max-von-Pettenkofer-Instituts bei zwei Reisenden entdeckt, die am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen waren. Die Behörden in Hessen untersuchen den Fall eines weiteren Reiserückkehrers aus Südafrika, bei dem laut Sozialministerium ein »hochgradiger Verdacht« vorliegt.

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Bundesbürger rechnen mit Lockdown

Eine Mehrheit der Bundesbürger scheint angesichts dieser Entwicklungen inzwischen mit einem erneuten – und von der ins Amt kommenden Bundesregierung bislang ausgeschlossenen – Shutdown zu rechnen. Laut einer repräsentativen INSA-Umfrage, über die die »Bild am Sonntag« berichtet ,

  • rechnen 73 Prozent der Befragten damit, dass noch in diesem Jahr ein bundesweiter Lockdown beschlossen wird,

  • 57 Prozent wünschen sich diese Maßnahme sogar.

  • Mehr als die Hälfte der Menschen rechnen demzufolge mit einer Ansteckung,

  • 58 Prozent halten die aktuellen Maßnahmen für nicht ausreichend,

  • und 55 Prozent glauben, dass die Politik zu viel Rücksicht auf die Belange von Ungeimpften nimmt.

Trotz der dramatischen Lage versuchte der Bundespräsident in seinem Gastbeitrag auch Hoffnung zu verbreiten. »So bitter es ist, dass sich unser Wunsch nach einem normalen Advent nicht erfüllt hat: Bewahren wir uns die Zuversicht, dass es uns gemeinsam gelingt, die vierte Welle zu brechen und die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen«, schrieb Steinmeier,

sbo/dpa
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