Umfrage Deutsche verübeln Nokia Werksschließung
Hamburg - Die angekündigte Werksschließung in Bochum hat dem Image des finnischen Handy-Herstellers Nokia schwer geschadet. 56 Prozent der Bundesbürger wollen wegen der Entscheidung des Konzerns künftig keine Nokia-Handys mehr kaufen. Das geht aus einer Forsa-Umfrage für den "Stern" hervor. 34 Prozent gaben an, dass die Werksschließung keinen Einfluss auf ihre Entscheidung beim nächsten Handy-Kauf habe.
68 Prozent der Bundesbürger erklärten zudem, sie glaubten, dass das Ansehen des Unternehmens unter der umstrittenen Entscheidung gelitten habe. Nur 31 Prozent der Deutschen sind der Ansicht, die geplante Schließung des Betriebes mit mehreren tausend Entlassungen werde sich nicht negativ auf die Marke Nokia auswirken. Für die Umfrage wurden rund 1000 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger befragt.
Der Konzern selbst geht derweil in die Offensive. "Wir produzieren in Bochum etwa sechs Prozent aller unserer Handys", sagte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo dem "Handelsblatt". "Dagegen steht Bochum für rund 23 Prozent unserer gesamten direkten Lohnkosten in den Fabriken."
Der finnische Konzernchef fügte hinzu: "Eigentlich wären wir lieber dort geblieben, wenn es irgendwie möglich gewesen wäre." Zulieferer von Nokia hätten sich aber nicht in Bochum ansiedeln wollen. Außerdem seien die Maschinen in dem Werk mittlerweile alt und hätten erneuert werden müssen. "Unser Ziel ist es weiterhin, das Werk bis Mitte des Jahres zu schließen, und wir wollen eine für alle akzeptable und faire Lösung finden."
Gestern hatten rund 15.000 Menschen für den Erhalt des Standorts in Bochum demonstriert. Nokia will das dortige Werk mit 2300 Beschäftigten im Sommer schließen und die Handy-Produktion in erster Linie nach Rumänien verlagern. Kallasvuo gab Fehler bei der Vermittlung der Pläne zur Werksschließung zu. "Ich muss sagen, wir hätten das viel besser machen müssen", sagte er der Zeitung.
Laut "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" rechnet Kallasvuo damit, dass die Schließung des Werkes zu hohen Kosten führen wird. "Es wird überall teuer, wenn sie so etwas machen, besonders in Deutschland. Das wird nicht billig", sagte Kallasvuo. Damit spielte er auf mögliche Abfindungszahlungen an.
wal/dpa/AP/AFP/ddp/Reuters