Umstrittene Entscheidung Frankreich verkauft Autobahnen für 14,8 Milliarden Euro
Paris - An dem Betreiber Autoroutes de Sud de la France (ASF) übernimmt der französische Baukonzern Vinci die Mehrheit und zahlt einen vorläufigen Preis von 50 Euro je Aktie. Zum Verkauf stand ein Anteil von gut 50 Prozent. Vinci hält früheren Angaben zufolge bereits 23 Prozent.
Auch für die nun noch restlichen 27 Prozent bietet Vinci 50 Euro je Anteilschein. Die Offerte werde Vinci maximal 9,1 Milliarden Euro in bar kosten, teilte der Konzern mit. Zur Finanzierung des Geschäfts will das Unternehmen zwei neue Kredite aufnehmen und plant eine Kapitalerhöhung.
Zudem veräußerte Paris einen Anteil von 70 Prozent an Autoroutes Paris-Rhin-Rhone (APRR) an das französisch-australische Konsortium Eiffage-Macquarie. Ein Anteil von 75 Prozent an der Societe des Autoroutes du Nord et de l'Est de la France (Sanef) geht an ein Konsortium um die spanische Abertis-Gruppe.
Der Verkauf des Autobahnnetzes betrifft allerdings nur den Betrieb der Straßen, denn die Verkehrswege selbst bleiben im Staatsbesitz und werden den Konsortien nur für einen Zeitraum von 25 Jahren zur Verwaltung überlassen. Trotzdem war der Entschluss der französischen Regierung heftig umstritten. Ehemalige Minister, Abgeordnete der Regierungspartei UMP und sogar das altehrwürdige "Planungskommissariat", das eigentlich der Regierung zuarbeiten soll, hatten öffentlich vor einer Verhökerung des Tafelsilbers gewarnt.
Das Planungskommissariat legte sogar eine Berechnung vor, nach der die Autobahnen 26 Milliarden Euro wert sind - mehr als doppelt so viel, wie das Finanzministerium zunächst schätzte. Durch diese Berechnung fühlte sich auch die Opposition bestätigt, die der Regierung vorwirft, sie verschleudere Staatsbesitz.
Der jetzt erzielte Preis liegt zwar über den Erwartungen, dafür aber musste Verkehrsminister Dominique Perben sein Ziel aufgeben, rein französische Konsortien zu gewinnen. Jetzt werden lediglich die Autoroutes de Sud de la France in französischer Hand bleiben.
Ursprünglich sollte der im Rahmen einer Auktion stattfindende Verkauf bereits im Herbst abgeschlossen sein. Doch der Streik der Fährgesellschaft SNCM in Marseille, die Proteste gegen den Börsengang des Stromkonzerns EDF und nicht zuletzt der Aufstand der Jugendlichen in der Banlieue hatten das Verfahren verzögert.