Umweltschutz EU erwägt Verbot von Plastiktüten

Mann mit Plastiktüten: Praktisch für den Menschen, ein Graus für die Umwelt
Foto: Vittorio Zunino Celotto/ Getty ImagesBrüssel - Sie ist praktisch, aber ein Graus für die Umwelt. Oft wird die Plastiktüte nur für den Heimweg vom Supermarkt nach Hause benötigt, doch danach kann es Hunderte Jahre dauern, bis sie verrottet.
Die EU will nun die enorme Umweltbelastung durch die Polyethylenbeutel reduzieren. "Wir prüfen dazu alle Möglichkeiten, auch ein EU-weites Verbot", erklärte Umweltkommissar Janez Potocnik. Langfristig könnte die Plastiktüte also vor dem Aus stehen.
Der Weg dahin ist allerdings noch lang. Zunächst sind EU-Bürger und Vertreter der Verpackungsindustrie aufgefordert, ihre Meinung in einer Online-Befragung kundzutun. Auf diesem Weg will die Kommission herausfinden, ob es sinnvoller wäre, Plastiktüten zu besteuern oder sie doch ganz zu verbieten.
Ein Verbot müsste von den EU-Mitgliedsländern unterstützt werden. Ob alle mitziehen, ist jedoch ungewiss. Während beispielsweise Österreich für ein Plastiktütenverbot eintritt, sieht Deutschland bisher keinen akuten Handlungsbedarf.
Einfach den Einkaufskorb mitnehmen
Doch Potocnik nennt alarmierende Zahlen: Ein EU-Bürger verwende pro Jahr im Durchschnitt 500 Plastiktragetaschen - die meisten nur ein einziges Mal. Allein im Mittelmeer trieben derzeit rund 250 Milliarden Kunststoffteilchen mit einem Gesamtgewicht von 500 Tonnen. Und bis zu ihrer Zersetzung könne es Jahrhunderte dauern.
In einigen Mitgliedstaaten gehen die Behörden schon mit Abgaben oder Teilverboten gegen Plastiktüten vor. In Deutschland regelt die Verpackungsverordnung, dass die Hersteller der Tüten ins Duale System einzahlen. Das führt zu Preisen von bis zu 30 Cent pro Plastikbeutel - und zu einer Verwertungsquote von 70 Prozent. Die "Verbrauchsquote" liegt mit 65 Tüten pro Bürger pro Jahr deutlich unter dem EU-Durchschnitt.
Zudem schneiden in einer Studie des Bundesumweltamtes die umstrittenen Tragetaschen im Vergleich zu Papiertüten gar nicht so schlecht ab, wenn auch der Energieverbrauch bei der Herstellung berücksichtigt werde.
Potocnik sähe es trotzdem am liebsten, wenn die Europäer beim Einkauf auf Plastiktüten verzichten würden - und stattdessen einen Einkaufskorb mit in den Supermarkt nehmen.