BP versucht mit allen Mitteln der Ölpest Herr zu werden - das treibt die Kosten nach oben
Foto: Bevil Knapp/ dpaLondon - Wie viel es am Ende sein wird, kann noch niemand abschätzen. Am Freitag veröffentlichte der BP neue Zahlen zu den bisherigen Kosten: Danach hat der britische Energiekonzern 2,35 Milliarden Dollar für die Beseitigung der Schäden im Golf von Mexiko ausgegeben.
Mit den wachsenden Ausgaben steigt auch die Angst der Anleger. Investoren jedenfalls reagierten sofort auf die Kostenexplosion und trennten sich in großer Zahl von ihren Aktien. Die BP-Aktie fiel an der Londoner Börse um sieben Prozent auf ein neues 14-Jahres-Tief von 302,50 Pence.
Händlern zufolge fürchten die Investoren, BP müsse frisches Kapital am Markt aufnehmen, um die Kosten der Katastrophe zu stemmen. Der Druck auf den Konzern nehme zu, seine Liquidität zu verbessern, um die Belastungen zu meistern, sagten Analysten. Kosten für Versicherungen gegen den Ausfall von BP-Krediten (CDS) mit fünfjähriger Laufzeit erhöhten sich laut Datenanbieter Markit um 19 Basispunkte auf 555 Basispunkte.
Einem Bericht der "Sunday Times" zufolge will das Unternehmen 50 Milliarden Dollar auftreiben, um sich gegen die Folgekosten der Ölpest zu wappnen. Zunächst hatte BP 20 Milliarden Dollar für einen Treuhandfonds zugesichert, der den Opfern der Ölpest helfen soll. Bisher hat BP 104 Millionen Dollar an Entschädigungen ausgezahlt. Allerdings sind noch 64.000 Klagen anhängig. Inzwischen geht der Konzern nun offenbar davon aus, dass die Folgekosten der Katastrophe zweieinhalb Mal so groß ausfallen könnten, wie ursprünglich geschätzt.
BP ist es noch nicht gelungen, das Loch zu schließen. Auch eine Verschlechterung des Wetters könnte die Versuche behindern das Ölleck zu schließen, erklärten Händler. BP beteuert dagegen, man mache weiterhin Fortschritte beim Stopfen der Quelle und der Beseitigung des Öls. Die Arbeit an den Entlastungsquellen, die den Ölfluss umleiten sollen, laufe nach Plan. Die Plattform "Deepwater Horizon" war im April im Meer versunken und hatte elf Menschen in den Tod gerissen. Seitdem sprudeln Millionen Liter Öl ins Meer.
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Kontrolliertes Abfackeln von Öl im Golf von Mexiko: Nach der Explosion der Bohrplattform "Deepwater Horizon" erwartet BP laut einem Zeitungsbericht Folgekosten von 50 Milliarden Dollar.
BP-Chef Tony Hayward: Bei der Aufklärung des Unglücks zeigt sich Hayward wenig kooperativ. Zahlreiche Fragen beantwort er mit Sätzen wie "Darüber weiß ich nichts", "Ich bin kein Ingenieur", "Ich war nicht an dem Entscheidungsprozess beteiligt". Besonders oft sagt er: "Es ist mir unmöglich, diese Frage zu beantworten."
Rechtfertigung vor dem Kongress: Hayward wurde von lauten Rufen einer mit Öl beschmierten Demonstrantin unterbrochen, als er seine Erklärung verlesen wollte. Die Frau wurde von Sicherheitsbeamten überwältigt und abgeführt.
Das Leck: Noch immer strömen täglich ungeheure Mengen Öl in den Golf von Mexiko.
Hayward versuchte sich als Krisenmanager: Im Mai ließ er sich im BP-Kommandozentrum im US-Bundesstaat Louisiana über die aktuelle Situation informieren.
Ende Mai machte sich der BP-Chef an der Unglücksstelle selbst ein Bild von der Lage. Hayward beobachtete einen Versuch, das Leck zu stopfen - sowohl von einem Schiff aus, als auch...
...aus der Luft, in einem Helikopter sitzend.
BP-Chef Tony Hayward: Bei der Aufklärung des Unglücks zeigt sich Hayward wenig kooperativ. Zahlreiche Fragen beantwort er mit Sätzen wie "Darüber weiß ich nichts", "Ich bin kein Ingenieur", "Ich war nicht an dem Entscheidungsprozess beteiligt". Besonders oft sagt er: "Es ist mir unmöglich, diese Frage zu beantworten."
Foto: LARRY DOWNING/ REUTERSMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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