Abgasaffäre VW-Chef Müller beklagt "heftige Kampagne" gegen den Diesel

Matthias Müller
Foto: Philipp von Ditfurth/ picture alliance / Philipp von Ditfurth/dpaVolkswagen-Konzernchef Matthias Müller hat die Diskussion um Fahrverbote und den Schadstoffausstoß von Dieselfahrzeugen als Kampagne bezeichnet. "Die gegen den Dieselmotor laufende Kampagne ist heftig, der Marktanteil des Diesels rückläufig", sagte der VW-Vorstandschef der "Neuen Zürcher Zeitung ".
Volkswagen hatte 2015 gestanden, Abgaswerte von weltweit elf Millionen Dieselautos manipuliert zu haben. Allein die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt wegen der Manipulation von Dieselabgasen gegen fast 40 Beschuldigte. Millionen Fahrzeuge müssen umgerüstet werden, weil sie unzulässige Software enthalten. Die VW-Tochter Audi kündigte erst am Freitag an, bis zu 850.000 Dieselfahrzeuge zurückzurufen. Bei ihren Tricks stimmte sich VW auch mit anderen namhaften Herstellern ab. Es gab ein geheimes Kartell, wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Ausgabe aufdeckt.
VW-Chef Müller verteidigt die Technologie weiterhin: "Man tut dem Diesel unrecht. Ich plädiere für eine sachliche, ausgewogene Diskussion." Die neuesten Dieselgenerationen seien sehr gut, vor allem beim Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxidgases.
Dieselmotoren verbrauchen pro gefahrenem Kilometer tatsächlich tendenziell weniger Kraftstoff und stoßen daher auch weniger CO2 aus - so sollen sie bei der Reduktion der Flottenemissionen helfen. Der Anteil an giftigen Stickoxiden liegt in ihren Abgasen aber teils sehr hoch. Zudem geht auch bei Dieselfahrzeugen der Trend zu größeren, schwereren Autos mit immer mehr Leistung- und dementsprechend höherem Verbrauch.
Seit Monaten suchen deutsche Großstädte nach Lösungen, wie sie die Schadstoffbelastung mit den gesundheitsgefährdenden Stickoxiden reduzieren können. In Stuttgart und München drohen insbesondere älteren Dieselautos Fahrverbote. Parallel müssen die Autobauer auch den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten in den kommenden Jahren deutlich senken. Ansonsten drohen ihnen wegen EU-Regeln deutliche Strafen. "Die Realisierung wird sehr hart", gab Müller in der "NZZ" zu.