Abwehrschlacht Katar steigt als Großaktionär bei Hochtief ein

Hochtief hat einen entscheidenden Teilsieg im Kampf um die Unabhängigkeit errungen: Das Emirat Katar wird Großaktionär bei dem Essener Baukonzern - und soll damit die feindliche Übernahme des spanischen Angreifers ACS unterbinden.
Hochtief-Mitarbeiter: "Weißer Ritter" gefunden

Hochtief-Mitarbeiter: "Weißer Ritter" gefunden

Foto: Marcus Brandt/ dpa

Düsseldorf - Noch vor wenigen Tagen schien der Kampf um die Übernahme durch die spanische ACS beendet - und Hochtief   besiegt: Doch nun präsentiert der Essener Baukonzern einen neuen Großaktionär. Die Holding des Emirats Katar werde künftig knapp 9,1 Prozent der Anteile halten, teilte das Unternehmen am Montag in Essen mit. Der "weiße Ritter", also der Retter gegen eine feindliche Übernahme, scheint damit gefunden.

Um das Emirat beteiligen zu können, wird Hochtief das Grundkapital um rund zehn Prozent erhöhen - und dabei die Bezugsrechte der bestehenden Aktionäre ausschließen, unter denen sich auch ACS befindet. Der Ausgabepreis je Aktie beträgt demnach 57,114 Euro. Damit flössen Hochtief rund 400 Millionen Euro zu. Hochtief und die Qatar Holding wollten ihre Zusammenarbeit ausbauen und weitere Bereiche für Kooperationen erkunden, hieß es weiter.

BaFin

Hochtief wehrt sich seit Monaten gegen ein Übernahme durch ACS, musste im Abwehrkampf zuletzt jedoch mehrere Rückschläge einstecken. So hatte die deutsche Börsenaufsicht Ende November ein Angebot von ACS zur Übernahme von Hochtief genehmigt. Der Einstieg eines neuen Großaktionärs galt als eine der letzten verbliebenen Möglichkeiten, um dies doch noch zu verhindern.

Anleger erfreut

Bisher hält ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Anteile, der überwiegende Rest befindet sich im Streubesitz. Der Ad-hoc-Ausschuss des Aufsichtsrats - in ihm sitzen keine Vertreter des Großaktionärs ACS - habe der Kapitalerhöhung bereits zugestimmt, erklärte Hochtief weiter.

Am Aktienmarkt wurde der Einstieg Katars positiv gesehen. Das im MDax  notierte Hochtief-Papier legte in den ersten Handelsminuten deutlich zu. Auch Anlegerschützer zeigten sich erfreut. "Es ist ein Signal der Hoffnung", sagte Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Mit dem Einstieg von Katar stiegen die Chancen für eine Abwehr gegen den Angreifer ACS. "Es muss aber noch mehr aus Katar kommen", betonte Cabras. Um einen schlagkräftigen Gegenpol zu den Spaniern zu bilden, sei eine Sperrminorität erforderlich.

Das Emirat Katar hält bereits Anteile an den Autokonzernen Volkswagen und Porsche. Im Frühjahr erwarb der Golfstaat das Londoner Luxuskaufhaus Harrods. Zuletzt hatte das Land Schlagzeilen gemacht, weil es überraschend zum Ausrichter für die Fußball-WM 2022 bestimmt wurde.

Teilsieg auch für die Bundesregierung

Der Einstieg Katars bei Hochtief ist auch ein Sieg für Kanzlerin Angela Merkel: Sie hatte nach SPIEGEL-Informationen im Oktober während eines Empfangs bei Bundespräsident Christian Wulff im Schloss Bellevue ein Gespräch zwischen Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter und dem Wirtschaftsminister des Emirats vermittelt.

Hochtief hatte das deutsche Übernahmegesetz immer wieder als löchrig kritisiert und die Regierung vor diesem Hintergrund zum Handeln aufgefordert. Das Gesetz müsse den Regeln anderer europäischer Länder angeglichen werden, damit ACS eine deutlich höhere Hürde zu nehmen habe.

Hochtief-Sprecher: Einstieg hat nichts mit Abwehrkampf zu tun

Ein Hochtief-Sprecher bestritt am Montag allerdings, dass der Einstieg Katars mit dem Übernahmekampf zu tun habe. "Das ist keine Abwehrmaßnahme", sagte er. Grund für den Einstieg Katars sei vielmehr die seit langem bestehende Partnerschaft und gemeinsame neue Projekte in dem Emirat. "Das sind gigantische Programme", sagte der Sprecher.

Hochtief und Katar seien über einen Einstieg "seit langem im Gespräch" gewesen, sagte der Sprecher. Schon jetzt hat der deutsche Baukonzern nach eigenen Angaben fünf Tochterfirmen in dem Emirat. Geplant sind demnach mehrere Großprojekte, unter anderem der Bau einer komplett neuen Stadt. Zudem sei Hochtief der "weltgrößte Stadienbauer", sagte der Konzernsprecher.

yes/dpa/Reuters/AFP
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