Mauscheleien bei der Bahn Ex-Manager bekam 374.850 Euro - fast ohne Gegenleistung

Ein Untersuchungsbericht offenbart pikante Details der Berateraffäre bei der Bahn: Weil ein Manager "Existenzängste" geltend machte, wurde mit einem gut dotierten Beratervertrag bedacht. Sein Arbeitsaufwand hielt sich offenbar in Grenzen.
Die Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin

Die Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin

Foto: Lisa Ducret/ dpa

Die Deutsche Bahn bemüht sich, Konsequenzen zu ziehen aus dem Debakel um Dutzende Berateraufträge, die ohne Zustimmung des Konzernaufsichtsrats vergeben wurden.

Dem "Handelsblatt" liegt ein Untersuchungsbericht vor, den die Wirtschaftsberatungsgesellschaft EY - früher Ernst & Young - erstellt hat. Das Gutachten umfasst 432 Seiten. Darin findet sich auch der Fall eines früheren Managers der Bahn Logistiktochter Schenker. Laut "Handelsblatt" monierte der Mann, seine "wirtschaftliche Existenz" sei durch einen geplanten Aufhebungsvertrag gefährdet.

"Leistungserbringung allenfalls in geringem Umfang"

Er fragte deshalb den damaligen Bahnvorstand Ulrich Weber, ob er nicht als Berater für den Konzern arbeiten könne. Tatsächlich heuerte er als Berater für "Internationalisierung der Personalarbeit" an und bekam dafür 374.850 Euro. Im Gegenzug traf er sich laut "Handelsblatt" einmal im Monat für einen halben Tag mit Vorstand Weber - eine zweifelhafte Praxis, wie die EY-Prüfer anmerken: "Eine Leistungserbringung konnte allenfalls in geringem Umfang festgestellt werden", heißt es im Gutachten. Die Vergütung sei "nicht marktüblich" gewesen.

Auch wird ein langjähriger, noch bis 2020 laufender Vertrag mit dem Unternehmen des Beraters Edmund Schlummer gestoppt, früher Vorstand der Tochter DB Cargo. Das berichtet das "Handelsblatt".

Schlummers Beratungsunternehmen stand mit einer Summe von 7,89 Millionen Euro Honorar an der Spitze von insgesamt 25 ehemaligen Bahnmanagern, die nach ihrem Ausscheiden das Unternehmen gegen Geld beraten hatten. Bahn-Chefkontrolleur Michael Odenwald sagte der Zeitung, bis zu einer endgültigen Entscheidung ruhe "der Vertrag von Herrn Schlummer". Aus diesem Vertrag würden "keine Leistungen abgerufen und schon gar nicht vergütet".

EY war vom Bahn-Aufsichtsrat mit der Durchleuchtung aller Beraterverträge beauftragt worden. Dem Gutachten zufolge wurden bei 57 von 60 untersuchten Beraterverträgen, die die Bahn und ihre Töchter mit früheren Managern zwischen 2008 und 2018 abgeschlossen hatte, anders als vorgeschrieben nicht der Aufsichtsrat informiert.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben in obiger Meldung präzisiert, dass die Verträge mit der Deutschen Bahn nicht unmittelbar mit Herrn Schlummer, sondern mit seinem Beratungsunternehmen, der Schlummer Management Consulting GmbH, geschlossen wurden.

beb
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten