Spekulation mit Nahrungsmitteln Aigner lobt Entscheidung der DZ Bank

Gerstenfeld: "Wer keinen Unterschied macht, handelt verantwortungslos"
Foto: Jens Wolf/ picture alliance / dpaHamburg - Agrarministerin Ilse Aigner hat die Entscheidung der DZ Bank gelobt, aus der Nahrungsmittelspekulation auszusteigen. "Die Entscheidung ist zu begrüßen und setzt ein klares Signal", teilte ein Sprecher des Ministeriums mit. Es müsse ein klarer Trennstrich gezogen werden "zwischen verantwortungsvollen Investitionen, die hilfreich sind im Kampf gegen den Hunger, und Transaktionen, die Preisschwankungen verstärken können". Letztere hätten auf den Agrarrohstoffmärkten nichts zu suchen. "Wer als großes Geldinstitut angesichts von fast 900 Millionen hungernden Menschen auf der Welt hier keinen Unterschied macht, handelt verantwortungslos."
Die Kritik dürfte sich an die Deutsche Bank richten. Aigner hatte bereits im Januar die Entscheidung des größten deutschen Geldhauses, an dem Geschäft festzuhalten, scharf kritisiert. Die DZ Bank als Dachorganisation von mehr als 900 Volks- und Raiffeisenbanken zieht sich komplett aus der Spekulation mit Agrarrohstoffen zurück.
Aigners Sprecher ergänzte, es habe in den vergangenen Jahren alarmierende Achterbahnfahrten auf den Agrarmärkten gegeben. Dadurch seien Grundnahrungsmittel in Entwicklungsländern zeitweise unbezahlbar geworden. Dafür gebe es mehrere Gründe, wie etwa das enorme Bevölkerungswachstum, der fortschreitende Klimawandel, schwere Unwetter oder fehlende Investitionen in die Landwirtschaft. Hinzu komme aber ein Mangel an Transparenz sowohl bei der Verfügbarkeit von Agrarrohstoffen als auch beim Handel damit auf den Finanzmärkten.
Dies könne Spekulationen mit Nahrungsmitteln anheizen und Preisschwankungen verursachen. "Deswegen haben wir uns auf Ebene der G-20 erfolgreich für mehr Transparenz auf den Rohstoffmärkten eingesetzt." Unter dem Dach der Uno-Welternährungsorganisation FAO werde ein Agrarmarkt-Informationssystem (AMIS) aufgebaut, das einen weltweiten Überblick über Angebot, Nachfrage und Lagerhaltung an den wichtigsten Agrarmärkten liefern wird. "Weitere Schritte wie eine verschärfte Regulierung der Finanzmärkte, etwa über verbindliche Positionslimits als Obergrenzen für Finanzinvestoren, müssen jetzt folgen."
Der Bankenverband teilte mit, es sei die Entscheidung jedes einzelnen Instituts, "ob und in welchem Umfang es Geschäfte in diesem Bereich macht". Das Thema werde sehr emotional diskutiert. Bisher käme aber alle wesentlichen Untersuchungen zu dem Ergebnis, "dass das Vorhandensein und der verstärkte Einsatz von Absicherungsinstrumenten nur marginalen Einfluss auf die Rohstoffpreise habe".