Streik der Piloten Frankreichs Regierung bangt um Air France
Der Tarifstreit bei Air France spitzt sich zu, der Arbeitskampf geht in die zweite Woche. Jetzt fordert der französische Staatssekretär Alain Vidalies einen Kompromiss - und ein Ende des Streiks.
Paris - Piloten-Proteste bringen nicht nur die deutsche Lufthansa in Bedrängnis. Auch die französische Fluggesellschaft Air France muss sich mit den Forderungen ihrer Kapitäne auseinandersetzen. Vor Beginn ihrer zweiten Streikwoche hat jetzt Frankreichs Regierung vor schwerwiegenden Konsequenzen für das Unternehmen gewarnt - und fordert eine Kompromisslösung.
"Die Regierung möchte, dass der Streik beendet wird", sagte der französische Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies dem Radiosender France Info. Im Gespräch mit dem Radiosender Europe 1 warnte der Staatssekretär, Air France sei ein "finanziell angeschlagenes" Unternehmen.
Die Fluggesellschaft müsse auf das Phänomen der Billigflieger reagieren und sich anpassen. "Ich fordere die Piloten und die Firmenleitung auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden", sagte Vidalies. Sollten sich Air France und Beschäftigte nicht einigen, könne "das Schicksal des Unternehmens auf dem Spiel stehen", fügte der Staatssekretär hinzu.
Im Streit um den Ausbau einer Billigflugtochter hatte sich die größte Air-France-Pilotengewerkschaft SNPL AF Alpa ("Syndicat National des Pilotes de Ligne Air France Alpa") mit rund 81 Prozent der Stimmen für eine Fortsetzung des Streiks ausgesprochen. Die Mitglieder der Arbeitnehmervertretung wollen bis zum kommenden Freitag erneut in den Ausstand gehen. Am Montag werde Air France nach eigenen Angaben nur rund 40 Prozent seiner geplanten Flüge bedienen können.
Die Gewerkschaft forderte am Samstag von Premierminister Manuel Valls erneut, sich mit den Piloten zu treffen. Die Arbeitnehmervertretung hoffe, dass der Regierungschef "sich für die Rettung französischer Arbeitsplätze interessiert", erklärte SNPL-Chef Jean-Louis Barber. Valls hatte die Air-France-Piloten bereits am Mittwoch aufgerufen, ihren Streik zu beenden, der von den Franzosen "nicht verstanden" werde.
Jeder Streiktag kostet 15 Millionen Euro
An den Flughäfen Lille und Bordeaux fielen bereits am Sonntag sämtliche Air-France-Flüge aus. Auch in Marseille, Nizza und Toulouse wurden fast alle Flüge gestrichen. Dem Unternehmen zufolge kostet jeder Streittag bis zu 15 Millionen Euro.
Eine weitere Verlängerung des Streiks ist der Arbeitnehmervertretung zufolge nicht ausgeschlossen, sollte die Unternehmensführung ihre "Blockade" in den Verhandlungen nicht aufgeben. Die Piloten legen bereits seit einer Woche den Flugverkehr in Frankreich in weiten Teilen lahm, Air France musste am Dienstag mehr als die Hälfte der Flüge streichen.
Der Konflikt dreht sich um die geplante Ausweitung der Aktivitäten der Air-France-Billigtochter Transavia auf ganz Europa. Air France reagiert damit auf die wachsende Konkurrenz durch Billigflieger wie Easyjet oder Ryanair.
Die Air-France-Piloten, die bis zu 250.000 Euro im Jahr verdienen, fürchten, dass sie durch billigere Kollegen bei Transavia ersetzt werden. Die von dem Konzern angebotenen Garantien reichen nach Ansicht der Gewerkschaft bisher nicht aus, um einen Stellenabbau in Frankreich auszuschließen.
bos/AFP