Geplante Stellenkürzungen bei Airbus Altmaier warnt vor Benachteiligung deutscher Standorte

Airbus-Werk in Bremen: 5100 Jobs sollen in Deutschland wegfallen
Foto: imago stock&people/ imago images/Hans BlosseyDer europäische Flugzeugbauer Airbus will Tausende Stelle streichen, auch in Deutschland. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat deshalb vor einer Benachteiligung deutscher Standorte gewarnt. Altmaier machte deutlich, die Bundesregierung gehe davon aus, dass bei der Umstrukturierung kein Land bevorzugt und kein Land benachteiligt werde.
Airbus hatte am Dienstag angekündigt, dass wegen der Coronakrise weltweit 15.000 Stellen gestrichen werden sollen, darunter 5100 in Deutschland, 5000 in Frankreich, 1700 in Großbritannien und 900 in Spanien. Hierzulande beschäftigt der Konzern nach eigenen Angaben rund 46.000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten - etwa in Hamburg-Finkenwerder, Stade oder Bremen. In Frankreich arbeiten rund 48.000 Menschen bei Airbus, in Großbritannien 13.500, in Spanien 12.700. Der Konzern hat betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen.
Airbus-Chef Guillaume Faury betonte am Dienstagabend, man habe derartige Maßnahmen vermeiden wollen, müsse nun aber der Realität ins Auge sehen. Die Pläne sollen bis Sommer 2021 umgesetzt werden.
Altmaier verweist auf Lufthansa-Hilfe
Altmaier sagte, Airbus befinde sich wie andere Unternehmen wegen der Folgen der Corona-Pandemie in einer schwierigen Umstrukturierungsphase. Wie die Lufthansa sei Airbus vor Beginn der Krise ein wettbewerbsfähiges Unternehmen mit einer starken Positionierung auf dem Weltmarkt gewesen. Die Bundesregierung habe ein Interesse daran, dass beide Unternehmen die Krise unbeschadet überstehen.
Für die Lufthansa war ein milliardenschweres staatliches Rettungspaket beschlossen worden. Altmaier verwies auch auf Pläne der Koalition, moderne, emissionsarme und geräuscharme Flugzeuge mit einer Milliarde Euro zu fördern. Der deutsche Staat ist zu rund elf Prozent an Airbus beteiligt, ebenso wie der französische.
Ganz überraschend kam die Ankündigung der Stellenstreichungen bei Airbus nicht: Chef Faury hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, dass das Unternehmen für zwei Jahre seine Produktion und seine Auslieferungen massiv drosseln werde. "Die Aufteilung der Zahlen auf die Länder reflektiert, wie stark die Geschäftsteile von Covid-19 betroffen sind", sagte der Franzose.
Kann Kurzarbeit Stellen noch retten?
Die Gewerkschaft IG Metall hingegen moniert, dass Deutschland von dem Stellenabbau überproportional betroffen sei, da zu den nun angekündigten 5100 Streichungen noch der bereits angekündigte Abbau von 900 Stellen bei der Airbus-Tochter Premium Aerotec hinzukommt. Die Gewerkschaft warnte vor einem "Kahlschlag auf Kosten der Beschäftigten".
Frankreich protestierte ebenfalls scharf gegen den "überzogenen" Wegfall von 5000 Stellen. Die Regierung hofft, rund 2000 der Arbeitsplätze mit Mitteln wie Kurzarbeit retten zu können, wie Verkehrsstaatssekretär Jean-Baptiste Djebbari dem Sender BFM-TV sagte. Finanziert werden könne dies durch die beschlossenen Corona-Hilfen von 15 Milliarden Euro für die französische Luftfahrtbranche.
Airbus-Chef Faury sagte der Nachrichtenagentur AFP, auch in Deutschland könnten womöglich bis zu 1500 Jobs mithilfe von Kurzarbeit gerettet werden. Das System sei aber "nicht genau dasselbe" wie in Frankreich, wo eine Überbrückung bis Anfang 2022 möglich sei.
Auch Produktionschef Michael Schöllhorn sagte, dass 1500 Jobs erhalten werden könnten - wenn das Kurzarbeitergeld auf zwei Jahre verlängert werde. Staatliche Forschungsgelder für die Entwicklung umweltfreundlicherer Flugzeuge könnten weitere 500 Stellen sichern, sagte er.
Schöllhorn zeigte sich auch offen dafür, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit auch ohne staatliche Hilfsgelder reduzieren und im gleichen Maß auf Gehalt verzichten, bis das Geschäft wieder anzieht. Über mögliche Lösungen wolle der Konzern in den kommenden Wochen und Monaten mit Arbeitnehmervertretern beraten.