Angeschlagene Airline Air Berlin rutscht tiefer ins Minus

Neuer Chef, scharfer Sparkurs, arabischer Investor - und doch sieht es düster aus für Air Berlin: Die Fluggesellschaft hat im vergangenen Jahr ein Minus von 272 Millionen Euro gemacht. Die Schulden stiegen kräftig, das Eigenkapital schmolz fast bis auf die Hälfte ab.
Air-Berlin-Chef Mehdorn: Unzufrieden mit dem Ergebnis

Air-Berlin-Chef Mehdorn: Unzufrieden mit dem Ergebnis

Foto: Andreas Rentz/ Getty Images

Düsseldorf - Es klang fast wie ein Stoßgebet: Die Talsohle sei durchschritten, im kommenden Quartal sehe alles schon besser aus, sagte Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn am Freitag bei der Bekanntgabe der Unternehmenszahlen. Noch aber läuft es denkbar schlecht für Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft, die im vergangenen Jahr unterm Strich ein Minus von 272 Millionen Euro gemacht hat. 2010 waren es noch 97 Millionen Euro. Auch die Schulden stiegen kräftig an, das Eigenkapital schmolz fast bis auf die Hälfte ab. Der Umsatz stieg um knapp 14 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro.

Air Berlin   blieb damit weit hinter den Expertenschätzungen zurück. Im frühen Handel rutschte die Aktie um rund vier Prozent ab.

Die Airline machte hohe Treibstoffpreise und die Einführung der Luftverkehrsteuer für das miese Ergebnis verantwortlich. Beide Posten hätten zu Sonderbelastungen von etwa 395 Millionen Euro geführt. Doch Mehdorn gab sich auch ein bisschen selbstkritisch. "Trotz Umsatz- und Passagierrekord können wir mit dem Ergebnis des Jahres 2011 nicht zufrieden sein", sagte er.

Mehdorn hatte im Spätsommer vergangenen Jahres die Führung von Firmengründer Joachim Hunold übernommen, um die defizitäre Airline zu sanieren. Der Ex-Bahn-Manager kündigte damals an, 2013 wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen - bis Ende kommendes Jahres will er nun auch Vorstandschef bleiben, wie am Freitag bekannt wurde.

Mehdorn hat dem Konzern einen scharfen Sparkurs verordnet: Die Fluglinie, die nach Jahren schneller Expansion einen Schuldenberg von mehr als 800 Millionen Euro zum Jahresende angehäuft hat, dünnt ihr Streckennetz aus und verschiebt die Bestellung neuer Flugzeuge. Auch von der Zusammenarbeit mit der arabischen Fluglinie Etihad aus Abu Dhabi und dem geplanten Beitritt zum Luftfahrtbündnis Oneworld verspricht sich der Vorstand Aufwind. Für 2012 hat Air Berlin bislang noch keine Prognose abgegeben.

Hunold erhält Millionenabfindung

Für Mehdorns Vorgänger Hunold hat sich der Abgang finanziell gelohnt. Er bekommt eine Abfindung von rund 4,1 Millionen Euro, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht. Sein Grundgehalt hatte eine Million Euro betragen. Außerdem erhöhte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft die Pensionsansprüche des 62-Jährigen im vergangenen Jahr um 204.000 Euro auf nun 438.000 Euro jährlich.

yes/Reuters/dpa/dapd
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