Aktienmehrheit Spanier erringen absolute Macht über Hochtief

Hochtief-Mitarbeiter auf einer Baustelle: Zeitplan für Übernahme erfüllt
Foto: Marcus Brandt/ dpaEssen - Der erbitterte Widerstand von Hochtief war zwecklos: Die spanische Firma ACS hat sich die Mehrheit an dem deutschen Baukonzern gesichert. Der Stimmrechtsanteil habe am Donnerstag die Schwelle von 50 Prozent überschritten, erklärte Hochtief in einer Pflichtmitteilung. ACS kontrolliere nun 50,16 Prozent der Anteile.
Die Spanier haben ihren Zeitplan damit einhalten können: ACS hatte angekündigt, bis Ende Juni die Mehrheit an Hochtief übernehmen zu wollen. Die Firma hatte sich lange gegen die Übernahme gewehrt - allen voran ihr Chef Herbert Lütkestratkötter.
Nachdem ACS-Chef Florentino Pérez im September 2010 bekanntgegeben hatte, sich Hochtief einverleiben zu wollen, setzte Lütkestratkötter alles daran, diesen Plan zu vereiteln. Er drängte die Bundesregierung zu einer Intervention, suchte einen Investor, der als "weißer Ritter" eine Sperrminorität halten sollte, und er versuchte, die Übernahme mit juristischen Winkelzügen so teuer wie möglich zu machen.
Letztlich nutzte alles nichts: Im April musste Lüttkestratkötter sich geschlagen geben und kündigte seinen Rücktritt an. Bei seiner dortigen Abschiedsrede kämpfte er mit den Tränen. "Ich habe mein Bestes gegeben. Mehr ging nicht", rief er.
Aktionärsschützer sind wegen der Übernahme besorgt. Sie warnten mehrfach vor einer Ausplünderung des Konzerns. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ACS einen so steinigen, so unangenehmen Weg gegangen ist, nur um eine Tochter mehr zu haben", sagte der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. "Wir freien Aktionäre befürchten, dass Hochtief ausgeschlachtet wird."