Alibaba-Finanzsparte Ant Group muss strengere Auflagen erfüllen

Ant Group in Zhejiang: Vorwurf des »unfairen Wettbewerbs«
Foto: dpa / CHINATOPIXVor einem möglichen neuen Anlauf zu einem Börsengang müsse Ant Group grundlegend umgebaut werden, entschied die chinesische Zentralbank. Konkret müsse aus Ant Group eine Finanzholding werden.
Die Aufseher kritisieren vor allem die als »unsachgemäß« bezeichneten Verflechtungen zwischen dem Zahlungsdienstleister AliPay, dem Geschäft mit virtuellen Kreditkarten (»Jiebei«) und der Verbraucherkredit-Sparte Huabei. Diese sollen nun mit einem »umfassenden und umsetzbaren Restrukturierungsplan« gekappt werden.
Wie Vizezentralbankchef Pan Gongsheng nach Angaben des Staatsfernsehens mitteilte, muss die Ant Group künftig »unfairen Wettbewerb« in ihren Diensten beseitigen. Man habe Ant zudem aufgefordert, ihre Verschuldungs- und Produktrisiken sowie das Liquiditätsrisiko ihrer wichtigsten Fondsprodukte anzugehen und ihren riesigen Geldmarktfonds Yu'ebao zu verkleinern, hieß es.
2,3 Milliarden Euro Bußgeld gegen Alibaba
Für Milliardär Jack Ma kommen die neuen Auflagen zur Unzeit. Erst am Wochenende hatten die Behörden eine Milliardenstrafe gegen seine Onlinehandelsplattform Alibaba verhängt. Umgerechnet 2,3 Milliarden Euro soll der chinesische Amazon-Rivale wegen eines Verstoßes gegen Kartellrecht bezahlen. Die weltgrößte Onlinehandelsplattform habe ihre marktbeherrschende Position ausgenutzt, um Händler zu zwingen, ihre Waren exklusiv über Alibaba anzubieten, begründete die Marktaufsicht den Schritt. Es ist die bislang höchste Strafe der chinesischen Kartellbehörden gegen einen Internetkonzern.
Die Probleme für Alibaba begannen im Herbst, als Jack Ma kurz vor dem geplanten Doppellisting der Ant Group die Finanzbehörden kritisiert hatte, Innovation zu bremsen. Danach ließen die Behörden das Debüt auf dem Parkett in Shanghai und Hongkong kurzfristig platzen. Es hätte der größte Börsengang aller Zeiten werden sollen.
Nun muss das Unternehmen auch die strengere Aufsicht der Behörden akzeptieren und »illegale« Aktivitäten bei Krediten, Versicherungen und Vermögensverwaltung einstellen. Das Vorgehen der Aufsichtsbehörden ist Teil einer größeren Kontrolle der wachsenden Finanzplattformen im Internet, bei denen versteckte Risiken befürchtet werden.
Konzernchef Jack Ma war nach dem gescheiterten Börsengang von Ant für fast drei Monate von der Bildfläche verschwunden. In einer Rede hatte er damals die Aufsichtsbehörden in China kritisiert. Es gab zahlreiche Spekulationen über seinen Verbleib. Im Januar meldete er sich schließlich in einem 50-sekündigen Video seiner Stiftung zu Wort.
Nach Einschätzung von Experten reduzieren die neuen Auflagen den Wert des Unternehmens deutlich. Es war vor dem geplanten Börsengang noch auf 280 Milliarden US-Dollar geschätzt worden.
Ant Group ist der größte Mitspieler im chinesischen Fintech-Sektor. Sein mobiler Bezahldienst Alipay hat eine Milliarde Nutzer und mehr als fünfzig Prozent Marktanteil. An zweiter Stelle folgt WeChat von Tencent. In China ist mobiles Bezahlen mit dem Handy schon die Regel, sodass nur noch wenig bar bezahlt wird. Umgerechnet mehrere Billionen Euro fließen jedes Jahr über die Bezahldienste.