Mit Boarding-Pass, aber ohne Abflug
Airline bietet Mahlzeiten in geparkten Passagierjets an
Die Coronanot macht erfinderisch: In Japan gehen Passagiere an Bord von Flugzeugen, obwohl diese gar nicht abheben. Singapur schickt Touristen auf »Kreuzfahrt ohne Ziel«. Das Kundeninteresse ist gewaltig.
Gast und Koch an Bord eines geparkten All-Nippon-Airways-Jets in Tokio (am 31. März)
Foto: HANDOUT / AFP
Es fällt nur das zwischenzeitliche Anlegen der Sicherheitsgurte weg. Na ja, und womöglich auch die Überwindung größerer Distanzen durch die Luft, früher bekannt unter dem Begriff »Flug«. Eine japanische Fluggesellschaft versucht, aus der Coronanot eine Tugend zu machen: Für umgerechnet 460 Euro können sich Kunden von All Nippon Airways (ANA) in einer Boeing 777 ein Menü mit Stopfleber, Krabbenschaum und japanischem Rindfleisch servieren lassen. Beim Einstieg in die Maschine werden Tickets ausgegeben, die wie im Flugverkehr übliche Boarding-Pässe aussehen.
Das Erlebnis sollte für die Kunden so echt wie möglich wirken. So gab es bei der Premiere am Mittwoch etwa zentrale Durchsagen der Crew. Nur auf den Aufruf »Fasten your seatbelt« wurde verzichtet. Neben dem Angebot in der First Class gab es auch eine Möglichkeit, etwa zum halben Preis in der Businessclass einzuchecken. »Die Tickets für das Flugzeugrestaurant waren nach einem Tag verkauft«, sagte eine Airline-Sprecherin am Donnerstag. Nun seien elf weitere Termine geplant.
Auf Abstand zu unsicheren Häfen
Nicht nur Fluggesellschaften suchen händeringend nach Einnahmequellen, auch Kreuzfahrtanbieter werden in der Krise kreativ. Mehr als 120.000 Menschen haben seit vergangenem Herbst von Singapur aus an sogenannten Kreuzfahrten nach Nirgendwo teilgenommen. Die Initiative, über die der südostasiatische Stadtstaat Reisen auch in der Coronapandemie ermöglichen wolle, habe riesigen Zulauf bekommen, teilte der örtliche Tourismusverband am Donnerstag mit. Insgesamt seien 90 Kreuzfahrten ohne Zwischenstopp und Landgänge durchgeführt worden. Dabei habe es keinen einzigen bestätigen Coronafall an Bord gegeben, sagte eine Sprecherin des Verbands.
Dank Gourmetmahlzeiten und umfassender Outdooraktivitäten handele es sich bei den mehrtägigen Fahrten um ein komplettes Urlaubsangebot, hatte die Reederei Genting Cruise Lines im Oktober erklärt. Royal Caribbean International – eine weitere Reederei, die ohne festes Ziel über das Meer schippert – kündigte am Donnerstag an, die Nachfrage sei so groß, dass bis zum Oktober weitergefahren werde.
Singapur mit seinen 5,7 Millionen Einwohnern hat das Virus mittlerweile weitgehend im Griff. Die Zahl der Neuansteckungen ist seit Monaten konstant niedrig. Insgesamt haben sich in der Wirtschaftsmetropole bislang rund 60.000 Menschen mit dem Virus infiziert, 30 sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben.