Alstom kauft Bombardier-Zugsparte EU-Wettbewerbshüter segnen Bahnfusion ab

Die EU-Kartellbehörde hat gesprochen: Der französische Eisenbahnhersteller Alstom darf die Zugsparte von Bombardier übernehmen - muss im Gegenzug aber ein deutsches Werk verkaufen.
Bahnwaggons in einer Bombardier-Halle in Görlitz

Bahnwaggons in einer Bombardier-Halle in Görlitz

Foto: Sebastian Kahnert/ dpa

Die EU-Wettbewerbshüter haben die milliardenschwere Übernahme der Bombardier-Zugsparte durch den französischen Bahntechnik-Konzern Alstom unter Bedingungen genehmigt. Damit entsteht der zweitgrößte Eisenbahnhersteller der Welt.

Die Kommission habe das Vorhaben dank umfassender Zugeständnisse "rasch prüfen und genehmigen" können, teilte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager mit. Unter anderem verpflichtet sich Alstom demnach, Produktionsanlagen in Hennigsdorf bei Berlin zu verkaufen. Dabei geht es nach Unternehmensangaben um Fertigungsanlagen für den Zug Talent 3.

Alstom muss zahlreiche Auflagen erfüllen

Zudem will Bombardier Transportation unter anderem seinen Projektanteil an der Kooperation für den Hochgeschwindigkeitszug V300Zefiro abgeben. Die Produktion von Regionalzügen in Frankreich soll ausgelagert werden, was auch ein Werk in Reichshoffen im Elsass betrifft.

Alstom als Hersteller der französischen TGV-Hochgeschwindigkeitszüge will die Bahnsparte von Bombardier vollständig übernehmen, die wichtigster Zulieferer der Deutschen Bahn ist. Dafür war ein Kaufpreis von 5,8 bis 6,2 Milliarden Euro vereinbart worden.

Neben dem Hauptsitz in Berlin hat die Bombardier-Bahnsparte Werke an sieben deutschen Standorten: Bautzen, Görlitz, Braunschweig, Kassel, Mannheim, Hennigsdorf und Siegen.

Fusion mit jahrelanger Vorgeschichte

Die drei großen westlichen Bahntechnikhersteller Alstom, Siemens und Bombardier ringen seit Jahren um Zusammenschlüsse, weil sie fürchten, dass sie der chinesische Eisenbahngigant CRRC bald auch auf ihren heimischen Märkten überrollen könnte. CRRC drängt auch nach Europa, hat dort aber bisher kaum Fuß gefasst. Die EU-Wettbewerbsbehörde hatte einer Fusion von Alstom mit Siemens Mobility daher im Jahr 2019 eine Absage erteilt.

Die Gewerkschaft IG Metall hatte die nun abgesegnete Fusion skeptisch gesehen, weil sie um Arbeitsplätze bei Bombardier und Alstom fürchtete. Der für die Bahnindustrie zuständige Vorstand Jürgen Kerner forderte die Politik zum Eingreifen auf, zumal die Deutsche Bahn ein Großkunde beider Unternehmen sei. Die Konsolidierung dürfe nicht "einseitig zulasten Deutschlands gehen". 

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version des Textes hieß es, Alstom müsse die Produktionsanlage in Hennigsdorf bei Berlin verkaufen. Tatsächlich betrifft der Verkauf nur Fertigungsanlagen für den Zug Talent 3.

rai/dpa
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