Arbeitnehmerrechte Gewerkschaftsbildung bei Amazon in den USA gescheitert

Gewerkschaftsvertreter vor Amazon-Lager in Alabama
Foto: Jay Reeves / APEs war ein Schritt mit Symbolcharakter: Zum ersten Mal versuchten Mitarbeiter beim Onlineversandhändler Amazon, eine Gewerkschaftsvertretung zu bilden. Doch das Vorhaben ist gescheitert: Bei der live übertragenen Stimmauszählung erreichte das Nein-Lager die Mehrheit.
Amazon ist strikt gegen die Einrichtung von Arbeitnehmervertretungen. Die Mobilisierungskampagne für das Votum wurde auf beiden Seiten scharf geführt und hatte internationale Aufmerksamkeit erregt. Von den mehr als 5800 Mitarbeitern des Logistikzentrums gaben letztlich 3215 ihre Stimme ab. Bei der laufenden Stimmauszählung überschritt das Nein-Lager die Mehrheitsschwelle von 1608 Stimmen. Zu diesem Zeitpunkt waren lediglich etwas mehr als 600 Jastimmen gezählt.
Die Initiative der Einzelhandelsgewerkschaft RWDSU hatte eine landesweite Debatte über die Arbeitsbedingungen bei dem Versandhändler mit seinen 800.000 Angestellten in den USA ausgelöst. Gewerkschaften und auch Politiker beklagen seit Langem, dass die Beschäftigten bei Amazon einem hohen Arbeitsdruck und einer permanenten Kontrolle ausgesetzt seien.
Amazon selbst ging entschieden gegen die Pläne vor. In dem Logistikzentrum in Bessemer sprach sich die Geschäftsleitung bei Konferenzen und sogar auf Flyern in den Toiletten gegen Gewerkschaften aus. Sie richtete auch eine Internetseite ein, auf der sie Argumente anführt, warum eine Gewerkschaft unnötig sei. Der Internetgigant argumentiert, dass er überdurchschnittliche Löhne und Zuschüsse zahle.
Der Konzern hatte zuletzt massiv von geschlossenen Läden im Zuge der Corona-Lockdowns weltweit profitiert, da sich das Geschäft umso mehr ins Internet verlagerte. Der Umsatz von Amazon legte im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf rund 386 Milliarden Dollar zu, der Gewinn verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als 21 Milliarden Dollar.