Bericht der »Financial Times« Britischer Geheimdienst schließt Deal mit Amazon

Amazons Cloud-Dienst AWS gilt als Großmacht im Internet, er verarbeitet die Daten vieler namhafter Konzerne. Auch der britische Geheimdienst soll einen Deal abgeschlossen haben – um verstärkt künstliche Intelligenz in der Spionage zu nutzen.
Amazons Cloud-Dienst AWS: besonders lukrativ

Amazons Cloud-Dienst AWS: besonders lukrativ

Foto: Salvador Rodriguez, REUTERS

Großbritanniens Geheimdienste sollen einen Deal mit Amazon eingegangen sein. Das berichtet die Financial Times. Demnach haben die Spionagebehörden Amazons Cloud-Dienst Amazon Web Service (AWS) mit der Verarbeitung von vertraulichem Material beauftragt. Ziel sei es, die Datenanalysen und künstliche Intelligenz (KI) für die Spionage verstärkt zu nutzen, schrieb die »Financial Times«. Bei der Vereinbarung mit der Cloud-Service-Einheit von Amazon.com werden die Daten aller Behörden vor Ort in Großbritannien gespeichert, berichtete die Zeitung unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen.

Die britische Spionagebehörde Government Communications Headquarters, kurz GCHQ, hatte sich für ein Hochsicherheits-Cloud-System eingesetzt, das von den Schwesterdiensten MI5 und MI6 sowie von anderen Regierungsstellen bei gemeinsamen Operationen genutzt werden soll, heißt es im Bericht weiter. Schon im Februar hatte der Abhördienst erklärt, dass sie künstliche Intelligenz einsetzen, um weltweit Muster in riesigen Datenmengen aufzudecken. Damit sollen unter anderem Desinformation oder strafbares Material gefunden werden.

Geheimdienst äußert sich nicht

Bisher hat keine der beiden Geschäftspartner den Auftrag bestätigt: Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters erklärte GCHQ, dass es sich nicht zu Berichten über seine Geschäftsbeziehungen zu Technologieanbietern äußern würde. AWS stand für eine Stellungnahme zunächst nicht zur Verfügung.

Amazons Cloud-Dienst AWS ist der mit Abstand größte Cloud-Dienst der Welt. Laut einem Bericht der Synergy Research Group  lag der Marktanteil Amazons bei mehr als 30 Prozent. AWS gehört auch zu den lukrativsten Teilen des Konzerns: Zwar machte der Umsatz von AWS im Jahr 2020 nur etwa ein Zehntel von Amazons Gesamtumsatz aus, fast die Hälfte des Nettogewinns des Konzerns gingen jedoch auf AWS zurück. Wie wichtig AWS für den Konzern ist, zeigt auch eine Personalie: Im Juli gab Amazon-Gründer Jeff Bezos seinen Chefposten an den ehemaligen AWS-Chef Andy Jassy weiter.

jlk/Reuters

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