Ausverkauf an der Wall Street Amazon verliert über 200 Milliarden Dollar Börsenwert

Die Umsätze des Versandgiganten flauen ab, die Kosten schießen hoch: Nach enttäuschenden Quartalszahlen gerät die Amazon-Aktie unter Druck. Und nicht nur sie.
Katerstimmung: Ein Händler an der New York Stock Exchange am Freitag

Katerstimmung: Ein Händler an der New York Stock Exchange am Freitag

Foto: Michael Nagle / Bloomberg / Getty Images

Unerwartet schwache Geschäftszahlen des Onlineversandriesen Amazon, Sorgen über eine abflauende Wirtschaft und weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed sorgen für deutliche Kursverluste an den US-Börsen.

An der New Yorker Wall Street fiel der S&P-Index von 500 der größten börsennotierten Unternehmen am Freitag um gut 3,6 Prozent – und notierte zum Handelsende bei 4131,93 Punkten. Dies war der niedrigste Schlussstand seit fast einem Jahr.

Insgesamt verlor der Leitindex im April 8,8 Prozent. Noch größere Monatseinbußen gab es letztmals im März 2020: als die Coronapandemie kurzzeitig einen Ausverkauf an Börsen rund um den Globus auslöste.

Der Technologieindex Nasdaq verlor am Freitag sogar mehr als vier Prozent und fiel auf ein 17-Monats-Tief.

Inflation und Lieferkettenengpässe machen Amazon zu schaffen

Besonders stark stürzte die Amazon-Aktie ab: mit einem Minus von über 14 Prozent. Damit sank die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert aller Anteile, binnen einem Handelstag um mehr als 200 Milliarden US-Dollar auf rund 1260 Milliarden Dollar ab.

Zuvor hatte der Konzern für das erste Quartal 2022 einen Verlust von rund 3,8 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Zwar wäre das Minus ohne eine Abschreibung auf die Beteiligung am Elektroautohersteller Rivian über 7,6 Milliarden Dollar nicht zustande gekommen. Doch auch der Onlinehandel entwickelt sich schwächer als erwartet.

»Die Pandemie und der darauffolgende Krieg in der Ukraine haben ungewöhnliches Wachstum und Herausforderungen gebracht«, berichtet Amazon-CEO Andy Jassy in einem Pressestatement. Der Manager sprach von »anhaltendem Inflations- und Lieferkettendruck«.

Während Amazons Onlineverkäufe im ersten Quartal um drei Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal fielen, stiegen die Kosten um 23 Prozent. Der Konzern hat in der Pandemie Tausende Mitarbeiter weltweit eingestellt und sein Vertriebsnetzwerk ausgebaut. Jassy schrieb, es gehe nun darum, die Produktivität und Kosteneffizienz zu verbessern. Dies könne »einige Zeit« dauern. Die Anleger hat das offenbar nicht beruhigt, sondern alarmiert.

che
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