Angst um die Euro-Zone Anleger stoßen Bankaktien ab

Börsenhändler in Frankfurt: Der Stresstest konnte die Lage nicht beruhigen
Foto: dapdLondon/Frankfurt - Das hatten sich die europäischen Politiker anders vorgstellt: Der europäische Bankenstresstest liefere einen "wertvollen Beitrag", um das Vertrauen in die europäischen Geldinstitute wieder herzustellen, hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble noch am Freitag unmittelbar nach Bekanntgabe der Testergebnisse gelobt.
Kurzfristig sieht es eher nach dem Gegenteil aus. Am Montag brachen die Kurse von Bankenaktien dramatisch ein. Die Papiere der Deutschen Bank fielen um 3,5 Prozent, die der Commerzbank sogar um 4,6 Prozent. Noch deutlicher nach unten ging es für die Aktie der niederländischen ING Groep , die mehr als sieben Prozent verlor. Die italienischen Banken Intesa und UniCredit stürzten um mehr als sechs Prozent ab. Der europäische Bankenindex STXE fiel am Montag um mehr als drei Prozent auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren.
Bei dem Stresstest hatte die europäische Aufsichtsbehörde EBA simuliert, ob die Banken auch in schwierigen Situationen noch eine ausreichende Kapitaldecke haben. Acht europäische Institute waren durchgefallen, weitere 16 bestanden nur knapp.
Als Ursache für den Kurssturz am Montag werteten Experten allerdings nicht die Testergebnisse selbst, sondern die immer stärkere Angst um Griechenland und andere hoch verschuldete Euro-Länder. "Der Stresstest ist von der Aktualität überholt worden", sagte der Analyst Michael Rohr von der Investmentbank Silvia Quandt Research.
Investoren fliehen aus Italien- und Spanien-Anleihen
Tatsächlich entwickelt sich die Situation an den Kapitalmärkten immer stärker zu einem Krisenszenario. Weil immer mehr Anleger eine Pleite Griechenlands und sogar mögliche Zahlungsausfälle von Ländern wie Spanien oder Italien fürchten, stiegen die Zinsaufschläge für Anleihen dieser Länder am Montag auf Rekordniveau.
So sprang die Rendite von zehnjährigen italienischen Anleihen zweitweise über die Marke von sechs Prozent. Zehnjährige spanische Anleihen stiegen um 0,26 Prozentpunkte auf knapp 6,3 Prozent. Beides sind die höchsten Stände seit der Euro-Einführung vor zwölf Jahren. Die große Verunsicherung vor dem anstehenden Euro-Gipfel treibe die Anleger raus aus italienischen und spanischen Staatsanleihen, sagte David Schnautz, Anleiheexperte von der Commerzbank.
Die Staats- und Regierungschef der Euro-Länder wollen am Donnerstag über die Lage an den Finanzmärkten und insbesondere über die Rettung Griechenlands diskutieren. "Beschwichtigungen und Absichtserklärungen von Seiten der Politik helfen in diesem Umfeld nicht mehr weiter", sagte Schnautz. "Der Gipfel muss sehr konkrete Ergebnisse liefern, um die Märkte zu beruhigen." Wahrscheinlich reiche eine Einigung im Fall Griechenland gar nicht mehr aus. Es müsse zudem eine Regelung für die weitere Ausgestaltung des Rettungsfonds gefunden werden.
In der Diskussion über den Umgang mit Griechenland findet ein möglicher Schuldenschnitt derzeit immer mehr Unterstützer. Die Besitzer griechischer Staatsanleihen müssten dann auf einen Teil ihres Geldes verzichten. Das verstärkt auch die Sorge der Besitzer spanischer, italienischer oder portugiesischer Anleihen.
Spanien will am Donnerstag neue Anleihen mit Laufzeiten von 10 und 15 Jahren am Markt anbieten. Im aktuell hoch nervösen Umfeld ist es jedoch besonders schwierig, Anleihen mit langen Laufzeiten zu plazieren.