Deutsches Traditionsunternehmen
Antennenbauer Kathrein verkauft Kerngeschäft an Ericsson
Das Familienunternehmen Kathrein wird endgültig zerschlagen. Das Kerngeschäft mit Mobilfunkantennen wird an den schwedischen Ericsson-Konzern verkauft. 4000 Mitarbeiter sind betroffen.
Der bayerische Kommunikationstechnik-Hersteller Kathrein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr verkauft das Familienunternehmen sein Kerngeschäft mit Mobilfunkantennen an einen seiner größten Kunden, den schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, teilten beiden Firmen mit. Die Zustimmung der Kartellbehörden für die Übernahme steht noch aus. Der Abschluss werde im Sommer erwartet.
Die Sparte mit 4000 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten weltweit erwirtschaftet den größten Teil des Umsatzes von Kathrein. Für die Beschäftigten ändere sich aber nichts außer dem Namen ihres Arbeitgebers, sagte ein Unternehmenssprecher. Die IG Metall Bayern äußerte sich zunächst zurückhaltend. "Wir prüfen die Auswirkungen auf die Beschäftigten", sagte ein Sprecher. 500 Stellen in der Sparte waren schon Ende des vergangenen Jahres gestrichen worden.
Die Antennentechnologie von Kathrein hat in der Branche einen sehr guten Ruf. Wer in Deutschland Radio hört, fernsieht oder mit dem Smartphone im Internet surft, tut das sehr oft über Antennen von Kathrein. Ericsson will mit der Übernahme seine Kompetenz vor dem Start der schnellen 5G-Mobilfunknetze stärken. "Mit dem zusätzlichen Fokus auf das Antennen- und Filtergeschäft, das von Kathrein-Fachleuten geleitet wird, werden wir unser Angebot erweitern, um den für die Einführung von 5G erforderlichen Raum an Mobilfunknetzstandorten weiter zu optimieren", sagte Ericsson-Bereichsleiter Fredrik Jejdling
Kathrein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Geführt wird das Unternehmen in dritter Generation von dem Ingenieur Anton Kathrein. Er hatte 2012 im Alter von gerade mal 28 Jahren den Chefposten übernommen, nachdem sein gleichnamiger Vater gestorben war. Seitdem befindet sich das Unternehmen in der Sanierung.
Im vergangenen Oktober hatte die Firma ihre Sparte für Auto-Dachantennen mit 1000 Mitarbeitern an den Autozulieferer Continental verkauft. Was aus dem verbleibenden Geschäft werden soll, ist offen. Kathrein besteht künftig noch aus drei Sparten mit gerade mal 350 Mitarbeitern.
Weithin bekannt ist das Geschäft mit Satellitenschüsseln, Receivern und Verteilanlagen, die die TV-Signale in Mietshäusern oder Kliniken an einzelne Fernsehgeräte weiterleiten. Bekannt sind auch die Rundfunk-Sendelanlagen, zum Beispiel für den Bayerischen Rundfunk auf dem Wendelstein in den Alpen oder auf dem Fernsehturm von Istanbul. Außerdem kann Kathrein mit RFID-Technik den Standort von Fahrzeugen oder Containern orten.
Dazu kommen Nischengeschäfte und Speziallösungen wie zum Beispiel verschlüsselter Funk für Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr. Die drei verbliebenen Geschäftsfelder würden nun wirtschaftlich eigenständig werden, sagte ein Unternehmenssprecher.