Börsenrekord Apple hängt Bitcoin, Dollar und Großbritannien ab

Als erstes Unternehmen der Welt ist Apple mehr als drei Billionen Dollar wert – aber was bedeutet das eigentlich? Ein Vergleich in fünf Grafiken.
Apple-Logo vor einem Börsenchart (Symbolbild): Fulminanter Aufstieg

Apple-Logo vor einem Börsenchart (Symbolbild): Fulminanter Aufstieg

Foto: Alexander Pohl / imago images/Alexander Pohl

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Groß, größer, Apple: Als erster Konzern der Welt hat Apple am Montag einen Börsenwert von mehr als drei Billionen Dollar erreicht. Die erste Billionenmarke hatte der iPhone-Konzern im August 2018 genommen, die nächste dann zwei Jahre später. Nun kosten alle Apple-Aktien zusammengenommen mehr als 3.000.000.000.000 Dollar – eine kaum vorstellbare Summe. Fünf Grafiken zeigen, wie wertvoll das Silicon-Valley-Unternehmen inzwischen geworden ist: Apple übertrumpft nicht nur seine Rivalen Microsoft und Amazon, sondern lässt auch Kryptowährungen wie den Bitcoin und sogar ganze Staaten alt aussehen.

Um festzustellen, ob eine Aktie teuer ist, setzen Analysten normalerweise den Börsenwert eines Unternehmens ins Verhältnis zum erwarteten Gewinn. Das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei Apple derzeit bei über 30. Das US-Unternehmen müsste also mehr als 30 Jahresgewinne aufbringen, um seine eigenen Aktien zu verdienen. Gemessen am KGV sind Apple-Aktien damit etwa doppelt so teuer wie die der Deutschen Telekom. (Warum es für die meisten Anleger sinnvoller ist, ihr Risiko zu streuen, statt einzelne Aktien zu kaufen, können Sie hier nachlesen).

Um sich den Börsenwert von Apple besser vorstellen zu können, kann man ihn aber auch mit der Wirtschaftsleistung ganzer Staaten vergleichen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt – also dem Wert sämtlicher Güter, Waren und Dienstleistungen, die ein Land in einem Jahr produziert – übertrumpft Apple sogar Großbritannien. Der US-Konzern rangiert nur knapp hinter Deutschland.

Anders gesagt: Man müsste fast die gesamte Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik aufbringen, um alle Apple-Aktien zum jetzigen Kurs aufzukaufen. Aber dieser Vergleich hinkt natürlich gewaltig: Apple verfügt zwar über enorme Ressourcen und globalen Einfluss, ist aber keine Nation. Und Deutschland ist kein Unternehmen, auch wenn sogenannte Querdenker das immer wieder fälschlicherweise behaupten.

Sinnvoller scheint da schon, die Apple-Aktie in Vergleich zu anderen Geldanlagen zu setzen. An der Börse liefert sich Apple ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Rivalen Microsoft. Der größte europäische Softwarekonzern SAP, der immerhin rund 100.000 Mitarbeiter beschäftigt, wirkt dagegen fast schon wie ein Börsen-Leichtgewicht.

Crash-Propheten, die vor einer Finanzblase warnen, nennen die schwindelerregenden Bewertungen von Tech-Konzernen und Kryptowährungen häufig in einem Atemzug. Es bietet sich also an, die Marktkapitalisierung von Apple mit der von Bitcoin und Co. zu vergleichen. Und obwohl der Bitcoin-Kurs in den vergangenen Jahren massiv zugelegt hat, gewinnt Apple auch dieses Rennen. Die zweitgrößte Kryptowährung Ether rangiert weit abgeschlagen. In allen Fällen gilt: Bei der Marktkapitalisierung handelt es sich um eine theoretische Größe, die aus dem aktuellen Kurs errechnet wird. Denn wenn alle Investoren versuchen, ihre Anlage an der Börse zu verkaufen, fällt der Kurs – vorausgesetzt, es finden sich überhaupt neue Käufer.

Sie haben immer noch Probleme, sich drei Billionen vorzustellen? Dann vielleicht so: Wenn man sämtliche Dollarnoten der Welt auf einen Haufen wirft, dann würde das immer noch nicht genügen, um sämtliche Apple-Aktien aufzukaufen. Auch alle im Umlauf befindliche Euro-Banknoten und Münzen würden nicht ausreichen (das sogenannte Buchgeld, das von Banken geschaffen wird, ist dabei nicht eingerechnet). Salopp gesagt: Apple schlägt Cash.

Gewiss: Auch das ist ein kühner Vergleich, aber vielleicht ist er doch nicht so abwegig, wie er auf den ersten Blick scheint. Denn viele Ökonomen sehen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken und der Entwicklung der Börsenkurse .

Natürlich könnte man statt Apple-Aktien auch andere Dinge erwerben – und zwar eine ganze Menge davon. Die Marktkapitalisierung von Apple übersteigt nicht nur das amerikanische Verteidigungsbudget, sondern auch den Jahreshaushalt der Europäischen Union. Und die Vereinten Nationen müssen mit einem noch viel, viel kleineren Budget von rund drei Milliarden Dollar auskommen. Was man als zynisches Zeichen dafür sehen kann, welchen Stellenwert iPhones im Vergleich zur Völkerverständigung haben.

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