Öko-Bilanz von Apple Der wiederverwertvollste Konzern der Welt

Baustelle des "Apple Campus 2"
Foto: NOAH BERGER/ REUTERSAuch nach Steve Jobs' Tod ist der Superlativ bei Apple nicht aus der Mode gekommen: "Das grünste Gebäude der Welt" solle das Ufo-gleiche Rondell auf dem "Apple Campus 2" werden, versprach Konzernchef Tim Cook Ende 2014. Sein futuristisches neues Firmengelände soll nach Fertigstellung 2017 komplett mit Ökostrom versorgt werden, zusätzlich will der iPhone-Konzern noch 7000 Bäume pflanzen.
Der Apfel ist grün - diese Botschaft stellt der iPhone-Konzern heraus, wo es nur geht. Besonders deutlich in seinem Umweltbericht für 2015 , den Apple am Freitag veröffentlicht hat.
Auf 50 Seiten rechtfertigt der Elektronik-Hersteller dort seinen ökologischen Fußabdruck. Der sei für ein Welt-Unternehmen wie Apple natürlich ziemlich gering. "Wir bemühen uns ständig, Lösungen für wichtige Naturschutzherausforderungen zu finden oder erfinden", schwärmt dort Lisa Jackson, Apples Vorstand für Umwelt-, Politik- und Sozialinitiativen.
Ist der wertvollste Konzern der Welt ein Vorbild für andere Unternehmen? Oder ist das "Greenwashing" des Konzerns einfach nur so bombastisch wie die Visionen seines Gründers?
Zumindest hat Jackson einen Ruf zu verlieren: Vor ihrem Apple-Job führte sie die US-Umweltbehörde EPA. In diesem Amt erklärte sie CO2 zu einer Gesundheitsgefahr, um so die Emissionen der weltgrößten Verschmutzernation einzudämmen. Später schmiss sie den Job hin, angeblich aus Protest gegen den Bau der umstrittenen Keystone-Ölpipeline.
Eine Tonne Gold aus alten i-Geräten
Glaubt man dem Bericht, ist Apple schon sehr viel weiter als seine Heimatnation. 93 Prozent des Stroms, den Apple in der Produktion, in seinen Datenzentren oder Läden verbraucht, komme aus erneuerbaren Quellen. In Deutschland sei Apple sogar bereits komplett grün. Ebenso in China, wo man Partner wie den iPhone-Fabrikanten Foxconn bei der Energiewende unterstütze und Solarpanels neben seine Werke baue.
"Wenn Sie eine iMessage schicken, einen Song in iTunes runterladen oder Siri eine Frage stellen, trägt die Energie, die Apple verwendet, nicht zum Klimawandel bei", prahlt der Konzern in dem Bericht. Unterm Strich bleibt ein CO2-Ausstoß von 38,4 Millionen Tonnen - etwas mehr als der Stahlproduzent ThyssenKrupp , aber nicht halb so viel wie der Energiekonzern Eon.
Teilweise gibt der Bericht aber auch Einblick in den wahnsinnigen Materialaufwand, mit dem die Smartphone-Revolution erkauft wurde: Allein das Material, das Apple aus seinen Altgeräten recycelt, wiegt knapp 28.000 Tonnen. Neben sehr viel Stahl, Plastik und Glas auch drei Tonnen Silber und gut eine Tonne Gold.
Hier deutet sich der ewige Widerspruch von Apples durchaus lobenswerter Umweltinitiative an: Der Konzern kann seine märchenhaften Umsätze nur verteidigen, wenn seine Kunden ihr altes iPhone regelmäßig durch ein neues ersetzen. Apple geht in dem Bericht davon aus, dass seine Smartphones, iPads und Watches drei Jahre halten, seine Macs vier Jahre lang - gerade Macs sind oft wesentlich länger funktionstüchtig.
Den besten Umweltschutz leistet also der Apple-Konsument, der die glänzenden Produktshows des Konzerns und die riesigen iPhone-Plakate an Hochhäusern so lange ignoriert, wie er ein funktionierendes Gerät hat.
Oder wie Apple es beschreibt: "Die sauberste Energie ist die, die Sie nie verbrauchen."